ZWISCHENTÖNE

Ein bisschen mehr Heini Kamke

von Redaktion

Schade ist es ja schon, dass diese Olympischen Winterspiele so gar keine echte Euphorie entfachen konnten. Hätte nämlich nicht geschadet, wenn die Kids nun, richtig angeturnt von grandiosen Erfolgen toller Sportler, begeistert losgezogen wären, sich ein bisschen Schnee oder Eis gesucht und neuen Idolen nachgeeifert hätten. Draußen, in frischer Luft, im Kreis guter Freunde, hätten sie einen Slalom ausgesteckt oder Tricks auf dem Snowboard geübt, mal wieder die Schlittschuhstiefel oder den Rodel rausgeholt. Wäre mit Sicherheit ein einschneidendes Erlebnis gewesen nach der unendlich langen, so tristen Zeit des Homeschoolings und Sportverbots, des ständigen Am-Computer-Hockens und einer daraus resultierenden Abgeschlafftheit.

So aber sind diese Spiele irgendwie an uns vorbeigezogen, in einem Land, das glaubt, alles zu können, sich auch alles leisten zu dürfen und trotzdem hofiert wird von mächtigen Leuten, die vorgeben, den Sport zu fördern, letztlich aber nur an sich selbst denken und an den satten Gewinn. Dass noch dazu die wichtigsten und spannendsten Events zu einer Uhrzeit über deutsche Bildschirme flimmerten, da die Kids noch schliefen oder müde im Klasszimmer hockten (wenn sie nicht gerade in Quarantäne waren), war einer Jubelstimmung auch nicht gerade zuträglich. Und so ist wieder eine Chance dahin, Kinder und Jugendliche zur körperlichen Betätigung zu animieren und ihnen zu zeigen, dass Sport, ganz old-school-mäßig mit leibhaftigen Freunden, schon auch was hat, gerade im Vergleich zum virtuellen Spiel an der Konsole.

Allerdings haben wir neulich gelesen, dass Freundschaften schwer gelitten hätten in der Pandemie. Kein Wunder, wenn oberstes Gebot war, Kontakte tunlichst zu meiden oder massiv zu reduzieren. Dabei ist der persönliche Umgang mit Gleichaltrigen gerade in jungen Jahren wichtig für die Entwicklung, für das Sozialverhalten. Hilft, auch mit Gefühlen wie Eifersucht und Frust umzugehen. Kinder erleben in Freundschaften Verbundenheit und Geborgenheit, das Wohlbefinden und Selbstwertgefühl wächst.

Gerade die Älteren unter uns werden sich erinnern an Abenteuer mit Freunden, an spannende Momente, bleibende Erlebnisse im Sport, wunderbar beschrieben von Sammy Drechsel in seinem Buch „Elf Freunde müsst ihr sein“. Klingt heute reichlich antiquiert, weil sich der Fußball natürlich verändert hat in Zeiten, da Geld oft wichtiger geworden ist als Freundschaft. Aber ein bisschen was von Drechsels Heini Kamke und seinen Freunden, die um die Berliner Schulmeisterschaft kämpfen, ließe sich auch heute noch finden. Wenn man in die kleinen Vereine schaut, zum Kindersport, auf den Bolzplatz. Da lebt Heini Kamke noch. Zumindest, wenn man ihn lässt.

Die Kinder, da wird keiner widersprechen, haben mit am meisten gelitten in den Jahren der Pandemie. Und auch wenn die Politiker gerade ganz andere Probleme haben, nach Corona überlagert nun Aggressor Putin alles andere, wir müssen den Kids ein Leben zurückgeben, das sich nicht mehr fast ausschließlich in virtuellen Scheinwelten abspielt. Dafür ist körperliche Bewegung, ist der Sport ein probates Mittel, deshalb muss man ihn jetzt massiv fördern. Wer in einer intakten Gemeinschaft aufgewachsen ist, gelernt hat, Respekt und Toleranz zu üben, mit Siegen umzugehen, aber auch mit Niederlagen, wird später davon profitieren, vielleicht auch mithelfen, die Welt ein Stück besser, menschlicher zu machen, als sie sich gerade darstellt.

Schade, dass diese Winterspiele beim Autokraten Xi in China und unter Corona-Bedingungen ausgetragen werden mussten. Die olympische Idee hätte es verdient gehabt, anders präsentiert zu werden. Gerade weil es jetzt so wichtig ist, der Jugend Idole und Vorbilder aus der realen Welt zu geben, denen sie begeistert nacheifert.

Von Reinhard Hübner

Warum der Sport und seine Vorbilder gerade jetzt von so entscheidender Bedeutung wären

Artikel 10 von 11