Glasgow – Der bereits dritte Knockout seines Teams binnen weniger Monate hinterließ bei Marco Rose mächtig Wirkung. Dass der Bundesliga-Zweite aus Dortmund sich nach der Champions League und dem DFB-Pokal nun auch aus der Europa League verabschieden musste, versetzte den Fußball-Lehrer ins Grübeln. „In den Pokal-Wettbewerben dieser Saison sind wir sehr schwach unterwegs. Das zieht uns immer wieder ein bisschen den Stecker“, bekannte Rose nach dem 2:2 (2:1) bei den Glasgow Rangers. Mit ernster Miene fügte er an: „Das wird nachwirken und das Gesamtbild, was unsere Saison betrifft, stark beeinflussen. Es ist das, was hängen bleibt.“
Aus dem einstmals stolzen Champions-League-Sieger (1997) aus Dortmund ist ein europäisches Leichtgewicht geworden. Zwar trat das Team beim 2:2 (2:1) im Zwischenrunden-Rückspiel vor über 50 000 Zuschauern im brodelnden Ibrox-Park engagierter auf als beim peinlichen 2:4 im ersten Duell mit den Schotten eine Woche zuvor und konnte zur Halbzeit nach Toren von Jude Bellingham (31.) und Donyell Malen (42.) noch auf den Achtelfinal-Einzug hoffen, blieb am Ende aber doch auf der Strecke. „Das ist eine Riesenenttäuschung. Wir hatten sie in der ersten Halbzeit komplett im Sack“, klagte Abwehrchef Mats Hummels.
Auf magische Fußball-Nächte in Europa können sich die BVB-Profis vorerst nicht mehr freuen. Und auch die Ausgangslage in der Meisterschaft ist bei üppigen sechs Zählern Rückstand auf Spitzenreiter FC Bayern und zwölf Punkten Vorsprung auf einen Nicht-Champions-Legaue-Platz wenig prickelnd.
Doch der fehlende Erfolg macht den Club weniger sexy und könnte die eigene Position für Verhandlungen mit abwanderungswilligen Profis wie Erling Haaland und Manuel Akanji oder mit potenziellen Zugängen wie Karim Adeyemi (Salzburg) verschlechtern. Dazu tragen auch die nun fehlenden internationalen Zusatzeinnahmen bei. Schon am Tag nach dem Aus korrigierte der börsennotierte Verein den prognostizierten Jahresfehlbetrag nach oben. Demnach rechnet der Verein nun mit einer Summe zwischen 17 und 24 Millionen Euro. Zuvor hatten die Borussen noch einen Jahresfehlbetrag von 12 bis 17 Millionen Euro erwartet.
An eine Kausalität zwischen dem schwachen Abschneiden der Borussia in Europa und solchen Schlagzeilen mag Rose nicht glauben: „Sportlich haben wir in dieser Saison keine guten Argumente gesammelt. Aber ich wüsste nicht, in welchem Zusammenhang das mit Spielern steht, die bleiben, gehen oder kommen sollen. Da ist vor allem das Abschneiden in der Bundesliga und die Qualifikation für die Champions League entscheidend. Und da sind wir auf gutem Weg.“
Allerdings rumort es offenbar im Team: Jude Bellingham soll laut „Bild“-Zeitung in Glasgow nach einem Ballverlust von Nico Schulz diesen beleidigt haben. „Du kannst keinen verdammten Pass spielen, du bist verdammte Sch … Jedes verdammte Mal.“ dpa