Lahti – Karl Geiger zuckte ratlos mit den Schultern, dann schlich Deutschlands bester Skispringer etwas enttäuscht aus dem Auslauf. Der 29 Jahre alte Allgäuer hat am Sonntag im finnischen Lahti als Tagesfünfter wichtige Punkte im Kampf um den Sieg im Gesamtweltcup verloren und muss das Gelbe Trikot an seinen Dauerrivalen Ryoyu Kobayashi aus Japan abgeben. „Es ist ein bisschen ärgerlich“, kommentierte Geiger den aus seiner Sicht eher ernüchternden Flugtag, relativierte aber: „Das war ein solider Wettkampf, das passt schon.“
Kobayashi gewann punktgleich mit dem Norweger Halvor Egner Granerud und liegt nun in der wichtigen Wertung 43 Punkte vor Geiger, der in die finalen Saisonwochen als Jäger geht. „Lahti haben wir abgehakt. Jetzt geht es nach Lillehammer, dann geht es dort weiter“, sagte Geiger.
Bundestrainer Stefan Horngacher erklärte: „Wir müssen uns aufs Skispringen fokussieren, nicht aufs Gelbe Trikot.“ Der Österreicher Stefan Kraft komplettierte als Dritter das Tagespodest. Markus Eisenbichler wurde Achter.
Tags zuvor hatten Geiger, Eisenbichler, Severin Freund und Constantin Schmid im Teamspringen Rang drei belegt und damit die Leistung von Peking bestätigt. Nur Olympiasieger Österreich und Slowenien waren stärker.
Eisenbichler faszinierten in dem Wintersport-Traditionsort die Atmosphäre und die vollen Ränge. „Das freut mich mega, dass so viele Leute da sind und wieder Stimmung da ist. Das ist schön“, sagte der 30-Jährige. Die bisherigen Saisonhöhepunkte Vierschanzentournee (keine Zuschauer) und Olympia (kaum Zuschauer) hatten deutlich weniger Stimmung zu bieten.
Weil der Skiclub in Lahti Jubiläum feierte, sprang selbst der 44 Jahre alte Lokalmatador Janne Ahonen noch einmal von der Schanze. Mit reichlich Anlauf flog Ahonen fast so weit wie die Topathleten. Die Zuschauer jubelten begeistert, fünf Kampfrichter zeigten direkt im Auslauf die symbolische Höchstnote von 20,0.
Nach den euphorischen Bildern von Lahti dürfte es für den Weltverband Fis auch wieder ernster werden. Nach Russlands Invasion in die Ukraine will Norwegen als Gastgeber der bevorstehenden Raw-Air-Tour und der Skiflug-WM in Vikersund keine russischen Sportler zulassen. dpa