Es gab auch an diesem Spieltag Anlass, sich über den Video Assistant Referee aufzuregen oder die Sinnhaftigkeit der Handspielregel zu diskutieren. Aber: War das alles wichtig? Erfreulich zu sehen und zu hören, dass die Beteiligten und Betroffenen sich nicht zu sehr in diesen Themen verbissen. Es hätte schlicht nicht der Verhältnismäßigkeit der angespannten Lage auf der Welt entsprochen.
Die Bundesliga hat im Großen und Ganzen gute Antworten gefunden auf das, was uns alle seit einigen Tagen in Atem hält. In allen Stadien gab es aufrichtige Bekundungen der Solidarität mit der überfallenen Ukraine und klare Ansagen in Richtung des durchgeknallten Despoten Putin. Der Gazprom-Werbeverzicht des Zweitligisten Schalke 04 ist existenzgefährdend, darum sei dem Club ein guter Verkauf des Sondertrikots gewünscht und auch finanzielle Unterstützung seitens der Konkurrenz. Dass dies Aki Watzke, der Geschäftsführer des größten Widersachers Dortmund, in Aussicht stellte, ist ein Zeichen, dass der deutsche Profifußball verstanden hat, worauf es jetzt ankommt.
Leider gibt es allerdings auch Protagonisten, die aus der Reihe tanzen. Steffen Baumgarts Aussagen zur Ukraine waren ein derartiges klischeehaftes „Weltpolitik“-Geschwurbel, dass man froh sein muss, wenn er sich darauf beschränkt, mit einer Schiebermütze auf dem Kopf und auch bei null Grad kurzärmlig beim 1. FC Köln an der Seitenlinie oder in seinem Wohnzimmer zu toben. Merkwürdig auch ein Social-Media-Statement des Zweitligisten 1. FC Heidenheim („politisch & weltanschaulich neutral. . . den Werten und Normen des Grundgesetzes verpflichtet“), nach dem niemand verlangt hatte und das sich der Verein leicht hätte sparen können.
In sich gehen sollte RB Leipzig. Es wundert einen irgendwie nicht, dass der Konzernclub, bei dem die Sichtbarkeit der Marke oberstes Ziel ist, in der Europa League gegen Spartak Moskau antreten will. Bevor die UEFA oder die Umstände das russische Team aus dem Wettbewerb befördern, hätte der Rasenballsport mal zeigen können, dass es bei ihm Werte gibt, die nicht in den Geschäftskennzahlen zu finden sind. Chance verpasst.
Guenter.Klein@ovb.net