Drama um Drama
Der 23. Spieltag, wir erinnern uns: Der VfB Stuttgart hat den Sieg gegen den VfL Bochum fast schon eingetütet. Dann: unnötiges Foul von Abwehrmann Mavropanos, Strafstoß für Bochum. Verwandelt. In der 4. Minute der Nachspielzeit. 1:1. Nur ein Punkt statt dreien.
Nun der 24. Spieltag: Wieder liegt der VfB vorne, über 2000 Anhänger haben ihn nach Sinsheim begleitet und gegen die TSG Hoffenheim frenetisch unterstützt. Doch diesmal entgleiten den Stuttgartern alle drei Zähler. Christoph Baumgartner, der Hoffenheimer, wird mit zwei Treffern in den letzten fünf Minuten zu ihrem Schreckgespenst. Die Schwaben sind festgetackert auf Platz 17. Neun Partien in Folge haben sie nicht mehr gewonnen.
Sie spielen nicht schlecht. In Stürmer Tiago Tomas aus Portugal hat Sportdirektor Sven Mislintat wieder jemanden gefunden, der gefährliche Szenen kreiert. Und der Österreicher Sasa Kalajdzic bemüht sich, mit seinem Schmäh den Mitspielern etwas Leichtigkeit zu geben. Doch er sagt auch: „Wir verlassen uns darauf, dass noch zehn Spiele kommen“, und das sei gefährlich, es täusche eine Option vor, die es realistisch nicht mehr gibt.
Trainer Pellegrino Matarazzo will trotzdem den Weg weitergehen. „Es ist extrem, extrem bitter, dass wir nach diesem Spiel mit null Punkten nach Hause gehen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass dies noch einmal geschehe, müsse doch schwinden, oder? Sven Mislintat kündigte an, keinen Pessimismus zu dulden. Der schleicht sich dennoch ein – aufgrund der Geschichte: In den vergangenen sechs Jahren hat eine verheerende Rückrunde den VfB dreimal in den Abstieg getrieben.
Kommenden Samstag ist (mal wieder) Schicksalsspiel: gegen Mönchengladbach. Wenigstens ein Heimspiel, das macht dem VfB etwas Hoffnung. Die Zuschauer-Unterstützung in Sinsheim empfand Sven Mislintat als „sensationell. Es könnte auch gegen Gladbach helfen.“
Mönchengladbach
Ein Haufen Glück lag auf dem Rasen des Borussia-Parks. Alle glaubten, Matthias Ginter habe ein Spiel, das miserabel begann, zum 3:2-Sieg gedreht. Der Videoschiedsrichter grätschte dazwischen, entdeckte ein in der Entstehung der Torsituation übersehenes Foulspiel. Aber immerhin: Gladbach, das in Dortmund das zweite 0:6 der Rückrunde hatte einstecken müssen, kam mit dem 0:2-Rückstand gegen Wolfsburg klar. „Die Mannschaft hat sich gegen Widerstände gewehrt“, sagte Trainer Hütter. Das genügte ihm. Man wird bescheiden.
Hertha BSC
Fünf im Fall der Berliner. Marcel Lotka, der bei der 0:3-Niederlage in Freiburg den Platz im Kasten einnahm, steht in der Hierarchie an fünfter Stelle. Die vier vor ihm fielen aus: Alexander Schwolow hat Covid, Oliver Christensen muskuläre Probleme, Rune Jarstein wurde am Knie operiert, Nils-Jonathan Körber hatte Knieschmerzen und fühlte sich auf der Bank wohler. So kam Marcel Lotka, 20, dran.
Konsequent setzte sich die Pechsträhne an anderer Stelle fort. In Freiburg musste Linus Gechter vom Platz, die Physios verbanden seinen Oberschenkel. Gechter ist 17, hatte kürzlich seinen ersten Bundesligaeinsatz, ist aber mangels Alternativen unverzichtbar. Kein anderer Bundesligist hat diese Saison seine Innenverteidigung so oft umstellen müssen.
Vielleicht deshalb wird Trainer Tayfun Korkut von Geschäftsführer Fredi Bobic nicht angetastet. „Der Trainer erreicht die Mannschaft. Mit einem klaren Plan.“ Ein Wechsel wäre „Aktionismus“. GÜNTER KLEIN