Straubing/München – Das Musikprogramm am Straubinger Pulverturm wurde von der Weltlage bestimmt. Nicoles „Ein bisschen Frieden“ war der letzte Song vor dem Eröffnungsbully zwischen Straubing Tigers und EHC München – doch die Beteiligten bezogen den Appell nicht auf sich selbst. Das Derby zwischen Nieder- und Oberbayern wurde zur harten Angelegenheit. Sogar mit etwas Blut. Aus der Nase von EHC-Verteidiger Konrad Abeltshauser tropfte es im letzten Drittel auf die Eisfläche, nachdem der Stock des Straubingers Mike Connolly ins Gesicht des Münchners gegangen war. Dabei war es sportlich eine klare Sache: Der EHC München gewann 5:1 (2:0, 1:1, 2:0) und hat sich mit vier Auswärtssiegen in Serie aus seiner Krise befreit.
Die hatte ihren Höhepunkt zwölf Tage zuvor mit der 0:2-Heimniederlage gegen eben jene Straubinger erreicht, bei denen der 17-jährige Torwartdebütant Philipp Dietl die EHC-Stürmer entnervt hatte. Diesmal setzte Straubing auf den kürzlich verpflichteten 1,98-Meter-Mann Tyler Parks, doch ihm schenkte Ben Smith schon nach 50 Sekunden das 0:1 ein. Mit dem sauber herauskombinierten zweiten Münchner Treffer durch Yasin Ehliz (9.) war klar, dass der EHC seinen im Lauf des Road Trips (Köln, Düsseldorf, Bietigheim) aufgenommenen Lauf fortsetzen würde. „Der Start hat das Fundament gelegt“, erläuterte Frank Mauer, „mit einem schnellen 1:0 und 2:0 setzt man den ,game plan’ viel leichter um.“ Mauer selbst erzielte nach 16 Partien währender Torlosigkeit das 4:1 (43.), für die weiteren Treffer sorgten Ben Street (3:0/39.) und Maxi Kastner (51.). „Der Schlüssel“, so Straubings Trainer Tom Pokel, der im letzten Drittel doch noch Teenager Dietl in den Kasten stellte, „war, dass wir drei Tore in Unterzahl kassiert haben. Da sind wir die Nummer eins in der Liga, haben acht, neun Spiele kein Gegentor bekommen. Aber München war in Überzahl sehr stark. Daran waren wir nicht gewöhnt.“
Dass die Special Teams gefragt waren, lag an der harten Gangart. Wobei Tigers-Verteidiger Cody Lampl noch Glück hatte, dass die Schiedsrichter seinen hoch angesetzten Check gegen Trevor Parkes’ Kopf durchgehen ließen. Doch Straubings Nationalmannschafts-Verteidiger Marcel Brandt musste mit Spieldauerdisziplinarstrafe in die Kabine, bei einer Rauferei hatte er (versehentlich) auch dem Linienrichter eine geduscht. Einen Fight lieferten sich dann auch noch Seidenberg (EHC) und Balisy (Straubing) – und Abeltshauser musste leiden.
Auf seiner Tournee hat der EHC München zwölf Punkte eingesammelt. Die Bilanz nach Toren: 20:4. Die Mannschaft ging zufrieden vom Eis. Aus den Musikboxen dröhnte „Freedom“.