München – Erneut bremst Alexander Zverev Oscar Otte aus. Das sportliche Schicksal Ottes scheint mit seinem Tenniskollegen verwoben, bisher zu seinen Ungunsten. Bei den French Open 2021 erreichte der Kölner das erste Mal in seiner Karriere das Hauptfeld eines Grand Slam Turniers und traf auf Zverev. Nach einer 2:0-Satzführung wurde er vom Favoriten noch niedergerungen. Nun ist Otte das erste Mal im Davis Cup nominiert, für die Begegnung mit Brasilien am Freitag und Samstag in Rio de Janeiro. Er wird dort vermutlich aber nicht zum Einsatz kommen. Zverev wurde nach seinem Ausraster und der Disqualifikation in Acapulco nachnominiert. Neben ihm, Jan-Lennard Struff, sowie den Doppelspezialisten Tim Pütz und Kevin Krawietz bleibt Otte vorerst wohl nur die Rolle des Ersatzmanns.
Doch 1,93 große Kölner gibt sich als Teamplayer: „Natürlich ist er eine große Verstärkung für uns. Ich werde einfach gut trainieren und die ganze Zeit bereit sein.“ Allerdings fügte er noch hinzu, dass es „selbstverständlich schon ein wenig enttäuschend ist, wenn es am Ende nicht zum Einsatz reicht“.
Nachvollziehbar, denn die Vorfreude auf das Debüt im Traditionswettbewerb war groß, auch wenn dieser seit der Reform 2019 etwas an Glanz verloren hat: „Ich habe es immer wieder gesagt, für Deutschland entweder mal bei Olympia spielen zu können oder beim Davis Cup, ist ein Ziel – und jetzt dabei sein zu können, ist schon ein kleiner Traum, der in Erfüllung geht.“
Die Nominierung fügt sich ein in eine Reihe von Zielen, die der 28-Jährige in den letzten Monaten erreicht hat. Beim Match gegen Zverev in Paris zog er erstmals die Aufmerksamkeit der breiteren Sportöffentlichkeit auf sich. Wer glaubte, das wäre nur ein Strohfeuer eines Spielers gewesen, der schon zu alt sei, um noch den Durchbruch zu schaffen, der irrte. Kurz nach den French Open brachte Otte erneut einen Prominenten an den Rand einer Niederlage: Andy Murray in Wimbledon. Dieser gab ihm danach mit auf den Weg: „Wenn du weiter so spielst, dann werden die richtigen Ergebnisse kommen.“
Murray sollte Recht behalten. Bei den US Open im Herbst schaffte es Otte als Qualifikant bis ins Achtelfinale. Da es auch seitdem gut läuft, wird er in der Weltrangliste inzwischen auf Rang 77 und nicht mehr jenseits der 150 geführt, wie noch vor einem Jahr.
Viel verändert hat sich für den Spätstarter trotz der rasanten Entwicklung nicht: „Es ist eigentlich alles beim Alten.“ Einzig einen positiven Effekt auf das Selbstbewusstsein gibt er zu: „Das pusht einen natürlich schon etwas. Aber mehr auch nicht, egal wie hoch das Ranking noch gehen sollte.“ Als noch entscheidender erachtet er jedoch seine Verletzungsfreiheit: „Es ist schon nicht unwichtig, dass ich meinem Körper wieder vertrauen kann, die letzten Jahre war das ja etwas das Problem.“
Neben dem Olympia-Court in Rio muss Otte sich nun auf etwas besinnen, das er vor allem früher brauchte: Seine Fähigkeiten als Motivator auf der Tribüne: „Aus meinen Bundesligazeiten bei Rot-Weiss Köln weiß ich noch, dass ich sehr emotional dabei war. Wenn ich neben dem Platz stehe, kann es ziemlich laut werden.“ Davon wird auch Zverev profitieren, selbst wenn es das zweite Mal ist, dass er den Kölner ausbremst. Ein gutes Omen für Otte: Es ging trotzdem konstant bei ihm bergauf.