Russland fühlt sich diskriminiert

von Redaktion

Reaktionen auf den fast weltweiten Ausschluss des Sports aus Putins Reich

München – Sie ließen Wladimir Putin schalten und walten. Sie ließen ihm sein Staatsdoping durchgehen, viel schlimmer noch: Sie hofierten den russischen Präsidenten auch dann noch, nachdem er 2008 in Georgien einmarschiert war und 2014 die Krim annektiert hatte – was schon damals ein Verstoß gegen das Völkerrecht war. Auf die Nachsicht von Thomas Bach und den ebenso opportunistischen Gianni Infantino konnte sich Putin stets verlassen.

Erst jetzt sind auch die Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Fußball-Weltverbandes FIFA zur Besinnung gekommen. Ein brutaler Angriffskrieg gegen die Ukraine, ein Aufschrei der Weltöffentlichkeit – selbst die Führer der beiden mächtigsten Sportverbände der Welt mussten Putin nun fallen lassen. Russland ist raus. Ebenso sein Vasall Belarus. Bach hat Putin sogar den Olympischen Orden entzogen.

Für Russland und seine Sportler heißt das nun: keine Teilnahme an der Eiskunstlauf-WM, der Eishockey-WM, der Fußball-EM der Frauen und soweiter, vor allem aber auch: keine Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft.

Noch keine Entscheidung hat das Internationale Paralympische Komitee (IPC) getroffen – es will erst an diesem Mittwoch beraten, wie nun mit den Teams aus Russland und Belarus bei den am Freitag beginnenden Paralympics verfahren wird.

Die ersten Reaktionen aus Russland auf die weltweite Ächtung waren erwartbar, der Fußballverband etwa klagte: „Die Entscheidung hat einen eindeutig diskriminierenden Charakter.“ Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zeigte sich in einer Stellungnahme dagegen „erleichtert, dass nunmehr auch im Einklang mit der FIFA weltweit eine gemeinsame Entscheidung getroffen worden ist.“ Der FIFA-kritische Gary Lineker twitterte: „Gut gemacht, FIFA!“

Die FIFA konnte freilich nicht mehr anders. Polen um seinen Mannschaftskapitän Robert Lewandowski hatte sich geweigert, am 24. März zum Playoff-Spiel der WM-Qualifikation gegen Russland anzutreten. Tschechien und Schweden, potenzielle Gegner bei einem Sieg Russlands, hatten sich dem Boykott angeschlossen. Da konnte sich dann auch der stets wendige Infantino nicht mehr herauslavieren.

Die UEFA, die nun unter anderem ihre Frauen-EM im Juli in England ohne Russland austragen wird, hatte erst am Montag, am mittlerweile fünften Tag des Krieges, den Rauswurf beschlossen – und sich dann mit der FIFA abgestimmt. Präsident Alexander Ceferin galt zwar nicht als „Freund“ von Putin, hatte bislang aber auch kein Problem damit, mit Autokraten in Ungarn oder Aserbaidschan gemeinsame Sache zu machen – siehe die EM im vergangenen Jahr.

Neben dem Ausschluss aus der Fußball-Wettbewerben WM oder Europapokal trifft Russland wohl der Bann in zwei anderen prominenten Sportarten besonders hart: Im Eiskunstlauf gewann Russland bei Olympia in Peking immerhin sechs von 15 möglichen Medaillen; im Eishockey, das auch Putin schon gerne und oft zur Selbstdarstellung genutzt hat, ist Russland gemeinsam mit Kanada Rekordweltmeister.

Auch der Leichtathletik-WeltverbandWorld Athletics (WA) schließt russische und belarussische Sportler von allen Wettbewerben aus. Dies gelte für „alle Athleten, Betreuer und Offiziellen für absehbare Zeit, mit sofortiger Wirkung“, teilte der Verband am Dienstag mit. „Der Sport muss aufstehen“ und sich den internationalen „Anstrengungen anschließen, diesen Krieg zu beenden und den Frieden wieder herzustellen“, sagte Verbandspräsident Sebastian Coe.  dpa

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