Peking – Anna-Lena Forster fluchte im Zielraum kurz vor sich hin, auch Karl Quade haderte etwas mit der verpassten Krönung – und doch trübte das fehlende Gold das prachtvolle Auftaktwochenende nur minimal: Das Team D Paralympics hat bei den Winterspielen in Peking einen überraschend glänzenden Start hingelegt. Fahnenträgerin Forster gelang mit ihrem Doppelsilber die erhoffte Initialzündung, die Biathleten um das 15-jährige Küken Linn Kazmaier schafften mit zweimal Silber und einmal Bronze Sensationen.
„Wir sind sowas von freudig überrascht“, sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher über die bisherige Ausbeute von fünfmal Edelmetall. „Wir sind ganz gut reingekommen“, ergänzte Chef de Mission Karl Quade: „Wenn wir die Medaillen zählen, ist das vollkommen im Bereich dessen, was man erwarten kann.“ Es sei lediglich „schade, dass es bisher nicht zum ersten Platz gereicht hat.“
Am nächsten dran war Monoskifahrerin Forster, der nach Platz zwei in der Abfahrt am Sonntag im Super-G lediglich elf Hundertstelsekunden auf die siegreiche Japanerin Momoka Muraoka fehlten. „Ich ärgere mich ein bisschen, es war so knapp“, sagte die 26-Jährige: „Aber hey, es ist nochmal eine Medaille, das ist doch auch cool.“
Es fehle lediglich „das Quäntchen Glück“ zur herbeigesehnten Goldmedaille, sagte Quade: „Zwei zweite Plätze sind ein herausragendes Ergebnis“. Und Forsters eigentliche Paradedisziplinen kommen erst. Es bestehe „Hoffnung auf mehr“, frohlockte Beucher. In der Super-Kombination siegte sie sowohl 2018 in Pyeongchang als auch im Januar bei der WM. „Ich bin parat“, versicherte Forster.
Das war auch die sehbehinderte Biathletin Kazmaier – und wie! Mit gerade mal 15 Jahren und exakt vier Monaten stürmte die jüngste deutsche und zweitjüngste Teilnehmerin der gesamten Spiele gemeinsam mit Guide Florian Baumann bei ihrem Paralympics-Debüt im Sprint sensationell auf Rang zwei und krönte sich zur jüngsten deutschen Medaillengewinnerin bei Winterspielen. Da wachse im deutschen Sport „ein Riesentalent heran“, schwärmte Beucher.
Er sei „entzückt“ vom „herzerfrischenden“ Auftritt Kazmaiers, die wegen einer angeborenen Zapfendystrophie und einem Nystagmus nur verschwommene, wackelnde Bilder sieht. „Ich dachte, das kann doch nicht wahr sein“, führte der 75-Jährige aus: „Was steckt in diesem Mädchen für eine Kraft, ein Wille und auch ein Naturtalent.“
Auch das Silber des 22-jährigen Marco Maier in der stehenden Klasse kam überraschend, der durchwachsene Start der Pyeongchang-Sieger Anja Wicker und Martin Fleig fiel deshalb nicht ins Gewicht. sid