Plötzlich ein Spitzenspiel

von Redaktion

Bayern-Basketballer reisen zu den wiedererstarkten Bonnern

München/Bonn – Im Rheinland reibt man sich beim Blick auf die Tabelle wohl immer noch leicht verwundert die Augen. Die Telekom Baskets Bonn empfangen heute als erster Verfolger den Spitzenreiter aus München. Eine Konstellation, mit der vor der Saison keiner gerechnet hätte.

Es sei zwar rein tabellarisch ein Spitzenspiel, sagt der Bonner Präsident Wolfgang Wiedlich, „aber natürlich weiß jeder, dass zwischen den Potenzialen beider Teams Welten liegen“. In der aktuellen Saison nutzt Bonn sein Potenzial wieder voll aus. Nach Jahren voller Enttäuschungen und verpassten Playoffs.

Der Dirigent des Erfolgs heißt Tuomas Iisalo. Zuvor trainierte der Finne fünf Jahre lang die Merlins Crailsheim, schaffte den Wiederaufstieg in die BBL und löste in der 30 000-Einwohner Stadt eine enorme Begeisterung für den Basketball aus. Iisalo steht für Innovation, viele Experten waren sich einig, dass er in der Saison 2019/29 mit den Merlins den attraktivsten Offensivbasketball spielte.

„In Bonn kann man bei der glorreichen Vorgeschichte seit 1997 keinen lauwarmen Basketball spielen“, sagt Wiedlich: „Zwar versprachen uns die letzten Trainer häufig das Gegenteil, haben es aber nicht umgesetzt.“ Iisalo setzt die Vorgaben um, Bonn mit ansehnlichem Basketball in die Playoffs zu führen. Und übertrifft die Erwartungen sogar. Zu einem direkten Aufeinandertreffen mit dem Trainerkollegen Andrea Trinchieri kommt es aber nicht. Der Italiener ist an Corona erkrankt, als Vertreter wird wohl wieder Demond Greene fungieren. Es wird eine knifflige Aufgabe für Greene.

Die wichtigste Frage wird sein: Wie stoppt man Parker Jackson-Cartwright? Der 26-jährige Aufbauspieler legt in der aktuellen Saison im Schnitt 18,9 Punkte auf und verteilt 7,5 Assists. Die Bonner beschäftigen trotz des Erfolgs hingegen ganz andere Fragen. Inmitten der erfolgreichsten Saison seit Jahren wurde bekannt, dass die Telekom nach 28 Jahren als Geldgeber aussteigt. Für viele Fans war das wie ein Schlag ins Gesicht. Und für Wiedlich selbst? „Emotionen stören bei der Bewältigung der Herausforderung nur“, sagt der 65-Jährige. Hinter den Kulissen kämpfe man schon seit Monaten um eine Telekom-Nachfolge: „Wir haben keine Zeit zu verlieren“.

NICO-MARIUS SCHMITZ

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