Drei frühere Präsidenten des DFB stellen sich gegen einen der beiden derzeitigen Interimspräsidenten, der am Freitag zumindest als Vizepräsident wiedergewählt werden und seinen Einfluss auf die Geschehnisse im deutschen Fußball wahren will. Diese Nachricht vermittelt Wucht, weil „Bloß der nicht“-Ansagen in der Verbrüderungsbranche der Sportpolitik vermieden werden und nach außen hin heile Welt gespielt wird. Doch wird der Appell, den Theo Zwanziger, Reinhard Grindel und Fritz Keller kurz vor dem DFB-Bundestag mit Neuwahlen formulieren, zum Ziel führen?
Nun, die drei sind ehemalige Präsidenten. Aber keine, die sich über ihre Amtszeit hinaus Einfluss bewahrt hätten. Grindel und Keller haben sich, der eine durch Annahme eines teuren Uhrengeschenks, der andere durch eine verbale Unbeherrschtheit, selbst abgeschossen – wobei bei beiden auch zuvor schon einiges zusammengekommen war, was an ihrer Befähigung zweifeln ließ. Grindel hatte eine überhastete und letztlich jede Entwicklung verzögernde Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Löw zu verantworten, Keller fand kein Thema für den DFB, in der Öffentlichkeit blieb er immer der harmlose Winzer. Theo Zwanzigers Kampf um seine Reputation, die von der Sommermärchen-Affäre beschädigt wurde, kann man in seiner Hartnäckigkeit sogar bewundern – doch mit seinem in der Frankfurter DFB-Zentrale legendären Jähzorn hat Zwanziger alle Brücken eingerissen. Es sind also nicht die besten Kronzeugen, die gegen Rainer Koch, den Mann aus Bayern, auftreten.
Trotzdem sollte man sie hören. Denn sie haben Erfahrungen gemacht mit dem „System Koch“, das immer nur einen schützte: Koch. Und sie treffen eine Stimmungslage: den Überdruss der Fußball-Basis mit dem Richter aus München. Nichts wird besser im Verband, alles nur schlechter, man hört von skurrilen Beraterverträgen und Einflussnahmen auf die Ethikkommission, der DFB hat ständig die Steuerfahnder im Haus – aber einer, der an der Spitze steht, soll damit nichts zu tun haben?
Rainer Koch ist Jurist, und er ist geschickt. Doch auch wenn das, was er macht, nicht justiziabel ist, verfehlt es die Mission, dem Fußball zu dienen. In einem Politbarometer des Fußballs stünde Koch weit unten. Aber er muss es einsehen und von sich aus gehen. Der DFB wird ihn nicht fallen lassen; es ist Kochs DFB.
Guenter.Klein@ovb.net