Ballacks sachso-bairischer Blick in die Glaskugel

von Redaktion

TV-KRITIK

Gestern hat also Amazon die Champions League übertragen. Das war schön. Denn den Kaufhaus-Fußball für 69 Euro im Jahr inklusive kostenlosem Packerl-Versand kann man sich wenigstens noch leisten, im Gegensatz zu DAZN. Begrüßenswert ist auch, dass Amazon rund 63 Experten in einer einzigen Übertragung beschäftigt. Das senkt die Arbeitslosenrate. Sogar Hans Krankl durfte was sagen. Davon war Julian Nagelsmann allerdings unbeeindruckt. Denn zu den großen Zeiten des Goleadors von Rapid Wien war der Julian noch in Abrahams Wurstkessel.

Der Moderator: Sky-Leih-Ansager Sebastian Hellmann zeigte sich geistig sehr flexibel. Denn Experte Matthias Sammer erzählte viel intellektuelles Zeug, zum Beispiel: „Die Leute auf der Titanic waren zur falschen Zeit am falschen Ort.“ So anspruchsvolle Äußerungen zur Didanigg ist Hellmann von seinem Sky-Lothar nicht gewohnt. Für exotische Dialekte ist aber auch Experte Michael Ballack gut, der vor dem Spiel auf Sachso-Bairisch korrekt wahrsagte: „Fast schon ne gemahde Wiesn für die Bayern.“

Die Experten: Neben Experte Sammer und Experte Ballack war auch Expertin Josi Henning dabei, vierfache Champions-League-Siegerin. Und sie hatte schon bei ihrem ersten Auftritt mehr Sinnvolles zu sagen als der ARD-Kohlrabizüchter. Matthias Sammer ist eh wunderbar, wenn er den Bayern gegen Salzburg empfiehlt: „Der Alte muss aufpassen, dass ihm der Junge nicht ans Bein pieselt.“ Und wenn dann noch Julian Nagelsmann dazukommt, ist die Wiesn gemahd für eine gute Übertragung. Er erkundigte sich brav, ob er „Josi“ zur Josi sagen darf. Und er war auch als medizinischer Berichterstatter exzellent: „Oliver Kahn ist nicht da, er hat einen positiven Schnelltest.“

Die Kommentatoren: Beim Menschenauflauf von Amazon musste man damit rechnen, dass 18 bis 19 Leute gleichzeitig kommentieren. Es waren dann aber doch nur Experte Benedikt Höwedes und Wolff-Fuss-Stimmdouble Jonas Friedrich, der verwegen prophezeite: „Die Salzburger sind ein Kiesel im Schuh des FC Bayern.“ Sehr gut war Niederbayern-Schiri Wolfgang Stark, der beim ersten Bayern-Elfer sofort urteilte: „Klorer Strofstoß!“ Da wurde dann gefühlt auch noch Hubsi Aiwanger zum Amazon-Experten.

JÖRG HEINRICH

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