Peking – Ein bisschen Politik ist in diesen schlimmen Zeiten bei den Paralympics offenbar erlaubt – und die deutsche Delegation ist dabei ein Vorbild. Bei den unfreiwillig politischsten Behindertenspielen der Geschichte in Peking werden Botschaften des Friedens entgegen der eigentlich klaren Regeln offenbar nicht automatisch verboten.
„Schwer zu sagen. Das ist eine theoretische Frage“, antwortete Präsident Andrew Parsons vom Internationalen Paralympischen Komitee (IPC) auf die Frage, ob politische Botschaften bei den laufenden Spielen in Peking hart bestraft würden: „Wenn so etwas vorkommt, müssen wir schauen, von wem, wann und wo.“ Die Regel 50 der Olympischen Charta verbietet bei Olympia und den Paralympics eigentlich jegliche „politische, religiöse oder rassistische Demonstration“ rund um die Wettkämpfe.
Doch der Ukraine-Krieg könnte das IPC dazu veranlassen, einen Ermessensspielraum auszureizen. Die Spiele in Peking fänden „angesichts des fürchterlichen Krieges in der Ukraine unter besonderen Umständen statt. Im Moment braucht die Welt Zeichen. Und wir wollen solche Zeichen setzen.“ Parsons war dabei sogar vorangegangen. Seine viel beachtete Rede bei der Eröffnungsfeier, die er ohne Russland zu nennen, mit einem lauten Ruf nach Frieden beendete, sei aber „keine politische Botschaft gewesen, sondern eine des Friedens.“
Während seine Rede im chinesischen Staatsfernsehen teilweise zensiert wurde, habe er „viele positive Reaktionen erhalten“, sagte Parsons: „Das ist die Botschaft der Paralympics.“
Sehr positiv vorbildlich bewertete der Brasilianer die Geste der deutschen Delegation, die während der Eröffnungsfeier „als Zeichen der Solidarität und des Gedenkens für die Opfer in der Ukraine“ die Mützen absetzte, das Peace-Zeichen zeigte und kurz innehielt. „Es war eine gute Geste, die Eröffnungsfeier nicht zu unterbrechen und trotzdem eine Gelegenheit zu suchen, Respekt und Solidarität zu zeigen. Das ist der Geist der Spiele.“
Friedhelm Julius Beucher, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes, war zwar enttäuscht, dass die Geste aufgrund des späteren Übertragungsbeginns nicht im Fernsehen zu sehen war. .„Aber ich habe inzwischen viele Rückmeldungen bekommen, dass die Botschaft trotzdem angekommen ist“, sagte er stolz und rechnet auch mit positiver Rückmeldung von höchster Stelle: „Wir haben am Dienstag eine Schalte von Sportlern mit Bundeskanzler Olaf Scholz. Und ich bin sicher, dass er es anspricht.“ dpa