Da haben die Nachrichtenagenturen gut aufgepasst: Ja, ein Jahr ist es jetzt her, dass der Deutsche Fußball-Bund die Meldung verschickte: Joachim Löw wird nach der nachzuholenden Europameisterschaft seinen Vertrag als Bundestrainer auflösen. Das hat einiges in Gang gebracht, etwa die Entzweiung zwischen Hansi Flick und dem FC Bayern forciert. Der deutsche Nationalmannschafts-Fußball ist nun auch ein anderer, ein frischerer. Das Gefühl von Aufbruch – so man sich in diesen von einem Krieg überschatteten Zeiten auf das eigentlich banale Thema Fußball fokussieren kann – ist spürbar.
Noch kein Gefühl haben wir allerdings für das Thema entwickeln können, das den Tag vor einem Jahr begleitete: Was wird aus Joachim Löw werden? Wird er sich nach seiner letzten Mission als Bundestrainer ins Private zurückziehen oder im Fußball in einer etwas veränderten Rolle ein neues Glück suchen? Angekündigt hatte er: Der Antrieb, als Trainer zu wirken, sei noch da, doch eben auch das Bedürfnis, erst einmal Abstand zu gewinnen von einem rekordträchtig langen Berufsleben in den Strukturen eines Verbands.
Irgendwie haben wir Jogi Löw schon lieb gewonnen in seiner stets freundlichen Art, mit seiner speziellen Rhetorik, die die Stifte der Zuhörenden über die Notizblöcke hat flitzen lassen. Wir wären wirklich neugierig, wie Löw sich als Trainer machen würde in einem Verein, der natürlich ein namhafter sein müsste, oder bei einer Nationalmannschaft, bei der er zwar mit dem Weltmeister-2014-Bonus, doch auch mit högschden Erwartungen antreten müsste.
Was wir glauben: Dass Löw schlau ist. Dass er klar die Fallhöhe erkannt hat, die seine nun mal unbestreitbaren Erfolge mit sich bringen. Anders als etwa einer seiner Vorgänger, Berti Vogts, der sich in einem kurzen Bundesliga-Engagement (Leverkusen, er war der Trainer mit dem Funktionsteam) aufgerieben oder skurrile Jobs weitab der Heimat angenommen hat. Solche Risiken wird Löw meiden. Und womöglich hat er bemerkt, dass sein Wirken in den letzten Jahren fehlerbehaftet war.
Man hat den scheidenden Bundestrainer mit der fast gleichzeitig sich verabschiedenden Bundeskanzlerin verglichen. Und vielleicht passt das: Jogi merkelt gerade. Er ist ein stiller Ehemaliger. Aber dagegen ist nichts einzuwenden. Allemal besser, als zu schrödern.
Guenter.Klein@ovb.net