München – Am Tag danach sind die Basketballer des FC Bayern erst einmal ihrer Wege gegangen. Doch die fürchterliche 61:96-Abfuhr bei den Baskets Bonn wird noch ein Weilchen nachwirken. Und das nicht nur, weil der Spielplan nach der Streichung des Euroleague-Duells mit UNICS Kazan erst einmal ein paar Tage Pause vorsieht. Doch die ersten Reaktionen der Verantwortlichen lassen erahnen: Über diese Niederlage wird im Audi Dome noch zu reden sein.
Wobei es weniger um die bloße Tatsache geht– Ausrutscher haben die Bayern im überhitzten Spielplan durchaus einkalkuliert. Aber das Ausmaß der Unterlegenheit war schon irritierend. Auch für Aushilfscoach Demond Greene. „Das war definitiv nicht das richtige FC Bayern-Gesicht“, sagte er. Man habe nicht gegengehalten, obwohl man wusste, dass Bonn sein Glück mit Aggressivität und viel Physis versuchen würde.
Klar, es wird die Sache nicht leichter gemacht haben, dass neben dem angeschlagenen Spielmacher Corey Walden in Nick Weiler-Babb (Gehirnerschütterung) und Nihad Djedovic (Corona) die zwei giftigsten Verteidiger fehlten. Auch die coronabedingte Abwesenheit des italienischen Wüterichs Andrea Trinchieri an der Seitenlinie ist gewiss nicht hilfreich. So hat Greene in drei Einsätzen als Ersatz-Chef schon zwei ziemlich vernichtende Niederlagen hinnehmen müssen. Auch beim ziemlich vernichtenden 58:77 in Chemnitz stand Greene kürzlich an der Linie.
Doch die Frage muss schon erlaubt sein, warum sich die Bayern in dieser Saison immer wieder diese Partien nehmen, in der sie dem Energielevel des Gegners so gar nichts entgegenzusetzen haben. Ob in Würzburg, Crailsheim, Chemnitz oder nun in Bonn – wenn sich die Bayern Niederlagen leisteten, dann wurde es meist deutlich.
Ein klares Zeichen, dass die Bayern trotz aller Beteuerungen über das „Brot-und-Butter-Geschäft“ BBL die Gewichte eben doch eindeutig auf die Euroleague legen. Aussetzer sind einkalkuliert. Klar, in der Königsklasse ist der Endspurt voll im Gange, nach dem Quasi-Rauswurf sind die Playoffs trotz eines heftigen Restprogramms (u. a. in Mailand, Istanbul und Madrid) zum Greifen nahe. Und national? Schaut man hinter vorgehaltener Hand vor allem darauf, wie es dem Haupt-Rivalen Alba Berlin ergeht. Der Meister steht nach Minuspunkten (10) nun etwas besser da, tritt aber demnächst auch noch im Audi Dome an. Doch nicht zuletzt die letzte Finalserie zeigte, dass auch ein Heimvorteil nicht unbedingt entscheidend sein muss – in den vier Endspielen siegte gleich dreimal der Gast.
Und so war auch bei Darrun Hilliard herauszuhören, dass Spiele wie nun in Bonn nicht mit dem zu tun haben dürften, was in möglichen Playoff-Duellen zu erwarten ist. „Sie haben uns in den Allerwertesten getreten“, sagte der US-Profi, „aber wir werden uns sicher wieder sehen – und das wird dann ein anderes Spiel sein.“ Das klingt so fast schon wie eine Drohung.