Fehler liegt in der Struktur

Die 3. Liga als Schuldengrab

von Redaktion

VON NICO-MARIUS SCHMITZ

Das Geschäftsmodell von Türkgücü München war von Beginn an zum Scheitern verurteilt. Die totale Abhängigkeit von Investor Hasan Kivran und dazu das aggressive Wachstum ohne ein tragfähiges Fundament. Die Pleite hat keinen überrascht. Doch auch Vereine, die deutlich seriöser wirtschaften als Türkgücü, stoßen in der 3. Liga finanziell an ihre Grenzen.

Es ist ein strukturelles Problem, das seit Jahren bekannt ist, aber nicht ausreichend behoben wird. Bleiben will in der 3. Liga eigentlich so gut wie kein Verein. Die Klasse soll möglichst nur eine Durchgangsstation zwischen den semiprofessionellen Regionalligen und der 2. Liga sein, in der saftige Einnahmen warten. „In der 3. Liga und Regionalliga zahlst du drauf, dass es nur so kracht“, sagte Manni Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching. Als Träger der 3. Liga fungiert der DFB, pro Spielzeit erhält jeder Drittligist aus den zentralen Vermarktungserlösen rund eine Millionen Euro. Zum Vergleich: In der 2. Liga, die unter dem Dach der DFL vermarktet wird, dürfen sich die Vereine pro Saison über 14 bis 15 Millionen Euro freuen. Der bislang letzte Saisonreport der 3. Liga von 2019/20 weist einen Fehlbetrag von durchschnittlich 1,6 Millionen Euro pro Club auf. Eine Liga als Schuldengrab.

Der Zuschauerschnitt und die TV-Quoten in der 3. Liga steigen seit Jahren. Was auch an den vielen Traditionsvereinen um 1860 und Kaiserslautern liegt. Von Tradition allein kann man sich aber nichts kaufen. „Die Liga ist so geil sportlich, aber man muss auch wirtschaftlich überleben“, brachte es Schwabl auf den Punkt. Der 55-Jährige ist Teil der Task Force „Wirtschaftliche Stabilität 3. Liga“. Kleinere Änderungen wurden schon angestoßen, etwa die Mindestkapazität für Stadien von 10 001 auf 5001 Zuschauer gesenkt, was vor allem kleineren Standorten entgegenkommt.

Um der wirtschaftlichen Wüste 3. Liga wieder mehr Leben zu verleihen, braucht es aber radikalere Änderungen. Schwabl forderte immer wieder, dass Anreize geschaffen werden, damit die Vereine mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen. Ein sinnvoller, kostensparender und im Idealfall sogar gewinnbringender Ansatz, wie man bei den Hachingern und Karim Adeyemi sieht. Die aktuelle Struktur der 3. Liga ist nur ein Nährboden für waghalsige Projekte von wankelmütigen Investoren wie Hasan Kivran oder Mikhail Ponomarev (Uerdingen), die nichts Nachhaltiges, sondern nur Scherbenhaufen hinterlassen. Der Untergang von Türkgücü verzerrt den sportlichen Wettbewerb und ist die nächste Blamage für die vom DFB geführte 3. Liga.

nico.schmitz@ovb.net

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