Die Testfahrten sprechen für Red Bull

von Redaktion

FORMEL 1  Verstappens Bolide scheint sehr schnell zu sein – doch noch ist alles Spekulation

VON RALF BACH

Sakhir – Denn sie wissen, dass sie nichts wissen. Zumindest nicht viel. Das ist das Fazit, das selbst Formel-1-Insider nach den letzten Testfahrten in Bahrain vor dem Saisonstart der Königsklasse am gleichen Ort kommendes Wochenende ziehen. „Wir haben nur mit den Reifenmischungen eine feste Größe, mit denen wir uns selbst mit den anderen Teams vergleichen können. Ansonsten können wir nur spekulieren, wie viel Sprit an Bord war und wie viel der möglichen Leistung vom Motor jeweils abgerufen wurde“, erklärt Alpha-Tauri-Teamchef Franz Tost unserer Zeitung.

Auch Sebastian Vettel sagte: „Keiner weiß wirklich, wo er gerade steht.“ Nur der letzte von sechs Testtagen lichtete den Nebel ein wenig. Und da sah Red Bull am besten aus. Motorsportchef Helmut Marko: „Unser Auto entsprach in größten Teilen dem am kommenden Wochenende. Unser großes Update funktionierte wie erwartet, die beiden Fahrer kommen mit dem Auto sehr gut klar.“ Man habe auch kein großes Problem „mit dem Hüpfen auf den Geraden“. Dagegen bereite eben das den Silberpfeilen einige Schwierigkeiten: „Das muss Mercedes in den Griff bekommen“, meinte er.

Lewis Hamilton spulte mit seinem Mercedes 384 Übungsrunden in Bahrain ab. Sein Resümee: „Im Moment glaube ich nicht, dass wir um Siege kämpfen werden“, so der Rekordweltmeister. „Ferrari scheint am schnellsten zu sein, und vielleicht Red Bull und dann vielleicht wir oder McLaren. Wir sind derzeit nicht an der Spitze“, behauptete der 37 Jahre alte Brite ungerührt.

Die Red-Bull-Analyse ohne endgültige Gewähr ergibt: Man ist vor Ferrari, schätzungsweise drei Zehntel pro Runde, und dann kommt Mercedes. Aber Marko traut dem Frieden noch nicht ganz: „Wir wissen, dass Ferrari ein kompaktes Auto gebaut hat, das zudem sehr zuverlässig ist. Aber wir kennen Mercedes auch: Die jammern immer bei den Testfahrten, und dann macht es plötzlich bumm. Das war im letzten Jahr genauso. Und dann haben sie doch das erste Rennen gewonnen.“ Das sieht auch Carlos Sainz so: „Das ist doch typisch Mercedes. Sie reden die anderen stark, dann kommen sie zum ersten Rennen und blasen die anderen weg“, sagte der Ferrari-Pilot.

Selbst Weltmeister Max Verstappen, der zum Abschluss der Testfahrten in Bahrain die Bestzeit fuhr, räumt ein: „Keiner macht im Moment volle Pulle.“

Aus deutscher Sicht gibt es trotzdem Grund zur Hoffnung. Sebastian Vettel wirkte sehr zufrieden mit der Fahrbarkeit seines Autos. Auf Zeitenjagd ging Aston Martin dabei noch nicht. Man habe sich „auf andere Dinge konzentriert“, so Vettel.

Mick Schumacher könnte mit dem Haas einen großen Schritt in Richtung Mittelfeld machen und die rote Laterne aus dem Vorjahr abgeben. Nicht nur die Rundenzeiten überzeugten, auch das Gefühl für das Auto hat sich verbessert. Der neue Haas sei viel gutmütiger zu fahren als die Bestie auf vier Rädern vom Vorjahr. Soll heißen: Punkte sind im Bereich des Möglichen.

Artikel 4 von 11