Bobic findet Trainer

Magath – das ist filmreif

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Was wir vergangene Woche an dieser Stelle schon gemutmaßt haben (gehörte allerdings nicht viel dazu), ist eingetreten: Hertha BSC benötigt einen neuen Trainer. Tayfun Korkut hatte neulich noch eine flammende Rede in Richtung der Mannschaft gehalten, „Scheißt auf mich!“ schrie er, und das haben die Spieler mit der 0:2-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach auch getan. Fredi Bobic, der Sportchef der Berliner, hat seinen Spezi Korkut also entlassen müssen, aber einen Nachfolger schnell gefunden. Und man muss sagen: Das ist eine absolute filmreife Lösung: Es ist Felix Magath!

Filmreif ist das, weil in den vergangenen Tagen ja auch rausgekommen ist, dass Investor Lars Windhorst das Projekt einer Dokumentation über die Hertha gestoppt hat, als er hörte, dass er selbst schlecht wegkommen würde. Jetzt stellt sich die Sachlage aber anders dar. Das wird großartige Szenen geben: Windhorst leistet eine Sonderzahlung, von der Medizinbälle angeschafft werden, er lässt überdies einen Berg aufschütten, und die Mannschaft wird büßen für das, was sie erst Pal Dardai und dann Tafun Korkut mit ihren Niederlagen angetan hat. Kann natürlich sein, dass der Film über Hertha aufgrund der zu erwartenden Magath-Szenen auf FSK ab 18 hochgestuft wird, doch es dürfte auch Momente geben, die eine intellektuelle Herausforderung darstellen. Im Director’s Cut wird Felix Magath eine Viertelstunde lang schweigend einen Pfefferminz-Teebeutel ausdrücken, während ein Spieler bange vor ihm sitzt. Also: Magath in Berlin – das ist schon mal großes Kino.

Ob es sportlich etwas bringt? Schwer zu prophezeien. Magath war trotz oder wegen seiner Art ein Großer der Trainerbranche, womöglich hat sich sein autoritärer Ansatz aber überlebt. In einer ähnlichen Situation haben es die Berliner schon mal mit Otto Rehhagel versucht, und es hat sich gezeigt, dass nostalgische Gefühle bei Trainerentscheidungen nicht unbedingt gute Ratgeber sind. Aber Aufmerksamkeit wird der Hertha in den kommenden Wochen gewiss sein. Daher Respekt: Magath zu holen ist echte Berlinale und ein „Big City Move“.

Guenter.Klein@ovb.net

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