Bayern-Talente: Lehrjahre im Ausland

von Redaktion

Die Münchner wollen ihren Nachwuchs vermehrt bei internationalen Clubs reifen lassen

VON MANUEL BONKE UND PHILIPP KESSLER

München – Von der Jugend zu den Profis: Nirgendwo in Deutschland ist dieser Sprung so groß wie beim FC Bayern. Hinter den Kulissen arbeitet der Münchner Vorzeigeclub deshalb daran, diese Lücke in Zukunft kleiner werden zu lassen. Der interne Leitsatz: Talent alleine reicht nicht. In jungen Jahren sind Spielminuten auf sehr gutem Niveau das, was zählt. Statt bei den Amateuren in der Regionalliga zum Einsatz zu kommen, sollen Nachwuchsspieler leihweise auch im benachbarten Ausland Profi-Erfahrungen sammeln.

So hatte am Sonntag Bayern-Leihgabe Joshua Zirkzee (20) mit seinem Treffer für den RSC Anderlecht in der belgischen Jupiler Pro League einen großen Anteil am 2:1-Sieg gegen Royal Antwerp. Es war bereits der 13. Saisontreffer des jungen Holländers. Zirkzee liebäugelt nach wie vor mit einer Rückkehr an die Säbener Straße nach dieser Saison.

Eine Negativ-Erfahrung im Profigeschäft musste eine andere „Leihgabe“ der Münchner machen: Offensivspieler Alex Timossi Andersson verlor mit seinen Klagenfurtern im ersten Spiel der Meister-Gruppe mit 1:3 gegen Rapid Wien. Interessant: Austria Klagenfurt wird nach wie vor als ein möglicher Kooperationsclub gehandelt. Ein ähnliches Modell wie es beispielsweise der FC Liefering und Red Bull Salzburg seit Jahren bestens umsetzen, soll intern diskutiert werden. Fakt ist: Spruchreif ist dieses Thema noch nicht. Bei der Vielzahl an Talenten kann sich Bayern ohnehin nicht nur auf einen Partnerverein festlegen. Klar ist aber auch: Klagenfurt-Geschäftsführer Harald Gärtner (53) kennt die Münchner Macher aus seiner Zeit beim FC Ingolstadt. Beide Seiten schätzen sich. Und mit der Austria hat der FCB schon gute Erfahrungen gemacht. Umgekehrt genauso.

Timossi Andersson spielt seit Februar 2021 auf Leihbasis für die Kärntner. Zuvor haben die Münchner den Club genauestens analysiert. Dass Klagenfurt nach dem Aufstieg im Sommer 2021 seinen dominanten Spielstil in der Bundesliga nicht immer beibehalten könne und auch auf lange Bälle in die Spitze setzen werde, passte für beide Vereine und den schnellen Konterspieler perfekt. Zudem tut dem Schweden, der bis Sommer ausgeliehen ist, Trainer Peter Pacult (62, einst Aufstiegsheld und Trainer beim TSV 1860) auch in Sachen Einstellung gut.

Wovon die Bayern bei erfolgreichen Leihgeschäften auch profitieren: von der Marktwertsteigerung der Talente. Diese ist in einer ersten Spielklasse freilich höher als in der deutschen Regional- oder 3. Liga.

Auch Torwart-Talent Liu Shaoziyang (18) hat der FC Bayern im Winter für eineinhalb Jahre an den Wörthersee verliehen. Noch fehlt die Arbeitserlaubnis des Chinesen. Der Ideal-Plan sieht vor, dass er in der kommenden Saison erstmals bei den Austria-Profis zum Einsatz kommt.

Aktuell hat der FC Bayern 16 Talente verliehen. Nächste Saison könnte beispielsweise Innenverteidiger Jamie Lawrence (19) im Sinne seiner Entwicklung bei einem anderen Verein zwischengeparkt werden. Sollte Klagenfurt in der kommenden Saison gar international spielen, würde dies in puncto weiterer Zusammenarbeit mit den Münchnern und Attraktivität für Bayern-Talente sicherlich von Vorteil sein.

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