Arne Friedrich, als Sportdirektor gegangen, und Felix Magath, als Trainer gekommen, haben sich bei Hertha BSC nur um ein paar Tage verfehlt. Schade, denn das wäre brisant geworden. Friedrich war kurz mal Spieler unter Magath, in Wolfsburg, und aus dieser Zeit ist ihm Magath als „zynisch“ und „menschenverachtend“ in Erinnerung geblieben, so hat er es bei der WM 2014 in Brasilien, wo er als Experte fürs chinesische Fernsehen arbeitete, mal erzählt. Und das waren noch die freundlichen Begriffe.
Felix Magath wird man gewiss keinen zeitgemäßen Trainer mehr nennen. Moderne Trainer führen, indem sie einen Sog entfachen, der die Spieler mitreißt. Jürgen Klopp schafft diesen Sog durch seine nicht nachlassende eigene Begeisterung, Hansi Flick durch Zugewandtheit und vernünftige Diskussionen, Thomas Tuchel kraft fachlichem Überzeugen und mancher Überraschung, die Mannschaften achtsam hält. Es hat seine Gründe, dass im Spitzenfußball in den vergangenen Jahren kaum noch Interesse an Magath herrschte. Dass er ein Trainer ist, der den Erfolg wie bestellt liefert, ist mehr als eine Dekade her.
Dennoch ist seine Verpflichtung nicht der Wahnsinn, als der er auf den ersten Blick erscheinen mag. Es gilt, die Situation von Hertha BSC zu berücksichtigen. Es geht nicht um einen mittel- oder langfristigen Aufbau, nicht um ein nebeliges Konzept, sondern ums Überleben in acht, inklusive einer möglichen Relegation maximal zehn Spielen. Das schafft man mit dem netten U 19-Trainer sicher nicht, mit einem erfahrenen Mann aber womöglich schon.
Man sollte Felix Magath als Trainer auch nicht gering schätzen. Er empfindet – wichtig – Lust an der Herausforderung und am Arbeiten, er ist ein Kommunikations- und Medienprofi und hat selbstverständlich Ahnung vom Fußball. Er hatte Spieler, die ihm Kompetenz absprachen wie bei Bayern Mark van Bommel – doch ist dessen Trainerkarriere der bessere Entwurf?
Magaths Aufgabe in Berlin ist in jeder Hinsicht befristet. Zeitlich und inhaltlich. Er ist Trainer ohne weitere Macht, er plant nicht den nächsten Kader, und es ist ohnehin keine Transferzeit, solange er da ist (sonst wäre er in der Tat gefährlich). Magath hat gute Chancen, erstmals in seiner Trainerkarriere einen Vertrag zu erfüllen.
Guenter.Klein@ovb.net