München – Solch eine Ausgelassenheit wie am Sonntagabend war lange nicht mehr zu erleben gewesen in der Münchner Olympia-Eishalle. Zum einen wegen Corona, zum anderen aufgrund eines Mangels an überzeugenden Heimauftritten des EHC. An diesem gerade erlebten Spiel war aber nichts auszusetzen: Die Münchner beherrschten Mannheim, zuvor waren sie sieben Mal in Folge den Adlern unterlegen. Das 5:2 (1:0, 1:1, 3:1) wurde zur Befreiung, und es kam zu entsprechenden Feierszenen vor der Nordkurve, in der die Fans natürlich immer noch ziemlich locker stehen. Klassische Eishockey-Siegesstimmung: Spieler fuhren mit ihren Kleinkindern, die nun wieder ins Stadion dürfen, eine Ehrenrunde, und der norwegische Torhüter Henrik Haukeland konnte nach immerhin zehn Wochen in München zum ersten Mal ein Kunststück präsentieren: Er balancierte seine Torwartkelle auf der Nase.
Der EHC München hat sich gefangen, in neun Spielen in Folge gepunktet und Mannheim in der Tabelle überholt. Auch wenn die Eisbären Berlin (nahezu uneinholbar) und die überraschend starken Grizzlys Wolfsburg vor dem EHC liegen – er schaut halt aus Gewohnheit darauf, wie er im Vergleich mit dem großen Rivalen Mannheim steht. Der hat einige grundsätzliche Probleme, zwischen Gesellschafter Daniel Hopp und Trainer Pavel Gross ist eine Zusammenarbeit über diese Saison hinaus schwer vorstellbar (man hat sich unter anderem in Corona-Fragen entzweit; Gross ist Impfgegner), zudem hatten die Adler einfach einen schlechten Tag. „Wir waren nicht im Spiel. München war klar besser. Verdiente drei Punkte, Glückwunsch an Donny“, sagte Gross in Richtung des Kollegen Don Jackson. Der sagte: „Wir waren kompakt über die ganze Eisfläche, jeder hat seinen Teil beigetragen.“ Eine stabile Defensive trägt das Münchner Spiel seit einigen Wochen. „Um die Weihnachtszeit herum hat uns das gefehlt, jetzt sind wir wieder gefährlich“, sagt Stürmer Frank Mauer, der gerade regelmäßig scort.
Die noch ausstehenden drei Wochen der DEL-Hauptrunde sind voll mit Terminen, zweimal muss der EHC „back to back“ ran. Am Dienstag zu Hause gegen Ingolstadt, am Mittwoch in Straubing. Später dann noch zwei Heimspiele gegen Nürnberg und Berlin an aufeinanderfolgenden Tagen. Grundsätzlich, so DEL-Spielbetriebsleiter Jörg von Ameln, „müssen zwischen zwei Spielen 42 Stunden liegen“. Eine Verdichtung des Rhythmus sei möglich, wenn zwei Vereine sich darauf verständigen.
Für die Großen der Branche mit gut ausgestatteten Kadern kein Problem. „Back to back ist nicht oft der Fall – und wir hatten ja auch lange Pausen“, sagt der Mannheimer Pavel Gross. Don Jackson glaubt: „Es ist nicht unmöglich, beide Spiele zu gewinnen.“ Er glaubt, seine Spieler würden sogar drei Matches an drei Tagen verkraften. „viele kommen aus Nordamerika, sie sind daran gewöhnt, sie lieben es, zu spielen.“ Der Herausforderung begegnet er mit einem Regenerationsplan: „Mit Erholung schaffen wir das.“
Wie Jacksons Plan aussieht, erzählt Frank Mauer: „Wir sollen an vielen Tagen gar nicht erst in die Halle kommen, sondern etwas Schönes unternehmen.“