München – Sein frühes Tor in Berlin war der Türöffner zum 2:0-Sieg – und für Erik Tallig, 22, selbst eine Bestätigung. Seit drei Partien ist der Chemnitzer Stammspieler, jetzt trifft er auch – so kann’s weitergehen. Unser Interview.
Erik, was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihr Strafraum-Dribbling in Berlin unter gütiger Viktoria-Hilfe den Weg ins Tor fand?
Viel nicht. Ich hab einfach den Ball gut mitgenommen, wollte ins Eins-gegen-eins gehen, weil es dann gefährlich wird. Ich hab mich gefreut, dass er abgefälscht unten rein ist – und ein bisschen Erleichterung war auch dabei.
Es war Ihr dritter Treffer im 70. Spiel für 1860. In Chemnitz hatten Sie ungefähr in jedem fünften Spiel getroffen. Woran liegt’s?
Bei Chemnitz hab ich Stürmer oder Zehner gespielt, war somit etwas offensiver eingesetzt. Vielleicht hatte ich aber auch mehr Schussglück. Bei 1860 war meistens jemand dazwischen – oder der Torwart hat gehalten. Ich denke aber, dass ich mir das Glück gerade erarbeite, um auch mal wieder einen Fernschuss ins Ziel zu bringen.
Bei 1860 wurden Sie sehr flexibel eingesetzt. Auf welcher Position fühlen Sie sich am wohlsten?
Da, wo ich jetzt gerade spiele. Rechts außen gefällt mir gut– – weil ich da auch mal nach innen ziehen kann.
Passt ja, schließlich hatten Sie früher Ex-Bayern-Star Arjen Robben als Vorbild angegeben.
Stimmt. Damals hab ich ihm nachgeeifert, momentan hab ich eigentlich kein Vorbild.
Ist die neue Position in Köllners neuem 4-1-4-1-System auch die Erklärung für Ihre zuletzt sehr stabilen Leistungen?
Ich denke schon. Als wir noch Fünferkette gespielt haben, hat der Trainer keine ideale Position für mich gefunden, da hatten dann andere Spieler Vorteile.
Als Sie 2020 aus Chemnitz kamen, hatten Sie 10 Tore pro Saison angekündigt. Haben Sie den Standort München unterschätzt?
Kann man schon so sagen. Zehn Tore anzusagen, war vielleicht nicht ganz so clever. Aber aus solchen Fehlern lernt man ja (lacht).
Haben Sie zwischendurch mal daran gedacht, das Weite zu suchen und woanders neu anzufangen?
Nein, nie. Ich hab mich von Anfang an sehr wohl gefühlt bei 1860. Mir war auch immer klar, dass ich mich hier durchbeißen möchte.
Und wie läuft es mit der sprachlichen Einbürgerung? Kapitän Stefan Lex sagte mal, Sie hätten in der Kabine einen schweren Stand…
Am Anfang war das vielleicht so (lacht). Inzwischen finde ich, dass ich sehr gutes Hochdeutsch spreche. Meine Eltern merken das auch schon, die ziehen mich immer damit auf und sagen: „Du redest so kömisch.“
Zurück zum Sportlichen: Vier Siege am Stück. Was ist im Team passiert seit den Gruselauftritten gegen Türkgücü und Halle?
Ich denke, wir wollten das einfach wieder gut machen, noch mal durchstarten, auch Freude am Fußball haben. Die Umstellung auf die Viererkette hat sicher auch dazu beigetragen. Wir spielen jetzt wieder offensiver, pressen mehr –- das ist eher unser Spiel als dieses Abwartende.
Würden Sie sagen, dass 1860 ab sofort um den Aufstieg mitspielt? Oder bleiben Sie lieber defensiv wie der Trainer?
Ich sehe das wie der Trainer (grinst). Es sind so viele Mannschaften oben dabei – wir konzentrieren uns allerdings ausschließlich auf uns und unsere Leistung. Schauen wir mal, was am Ende bei rauskommt.
Noch acht Spiele stehen an. Wie viele Punkte braucht 1860?
Schwer zu sagen. 16 bis 18 wären gut – und die traue ich uns auch zu, wenn wir unseren Lauf weiterfahren.
Ihr Vertrag bei 1860 läuft noch bis 2023. Welche Ziele wollen Sie bis dahin erreicht haben?
Mit guten Leistungen der Mannschaft helfen, unserer Ziele zur erreichen – ob wir die dieses Jahr oder erst nächstes Jahr schaffen. Und persönlich: Schön wäre, wenn ich meine gute Form halten und noch mehr Scorerpunkte sammeln könnte.
Interview: Uli Kellner