Mit stotterndem Motor in Richtung Ziellinie

von Redaktion

Ski-Star Mikaela Shiffrin hat den Gesamtweltcup vor Augen und Petra Vlhova im Nacken

München – Mikaela Shiffrin droht die größtmögliche sportliche Enttäuschung: Eine Saison ohne Titel. Nachdem der Ski-Superstar bei Olympia ohne Medaillen blieb, winkt beim Saisonfinale der Alpinen zwar die große Kristallkugel für den Sieg des Gesamtweltcups. Doch kann Shiffrin ihren Vorsprung auf die Slowakin Petra Vlhova in den französischen Skiorten Courchevel und Meribel über die Ziellinie retten?

Der Motor der US-amerikanischen Rekordathletin scheint seit den Winterspielen zu stottern, während der von Vlhova nur etwas untertourig läuft. Die beiden haben die Konkurrenz über die vergangenen Jahre dominiert. In den letzten Wochen zeigten sie sich jedoch – für ihre Verhältnisse – ungewohnt inkonstant. Der Slalom im schwedischen Are am Samstag war der erste seit Januar 2016, in dem keine der beiden auf dem Podest stand. Für die feststehende Disziplinsiegerin Vlhova war das verkraftbar. Die 26-Jährige machte als Vierte immerhin Punkte auf Shiffrin (9.) gut.

Wichtig dürfte sein, wer zum Ende des Winters noch mehr Sprit im Tank hat, denn das Programm ist dicht: Abfahrt am Mittwoch, Super-G am Donnerstag, und die technischen Disziplinen am Wochenende. Der Rückstand Vlhovas von 56 Punkten ist in einem Rennen einholbar, für einen Sieg gibt es 100 Punkte.

Auch Abfahrt und Super-G könnten entscheidend sein, sie sind die großen Unbekannten in dieser Woche. Beide standen in Speed-Rennen schon auf dem Podest, die stärker einzuschätzende Shiffrin hat sogar schon in beiden Disziplinen Siege errungen. Trotzdem sind Top-Platzierungen für die 27-Jährige und ihre Konkurrentin dort nicht selbstverständlich. Im Super-G, den Vlovha meistens ausgelassen hat, ist Shiffrin in diesem Winter zwar regelmäßig weit nach vorne gerast, in der Abfahrt waren beide jedoch kaum am Start.

Für Shiffrin in Normalform wären die Wettbewerbe in den schnellen Disziplinen eine Chance, den Vorsprung schon vor dem Wochenende auszubauen. Für eine Shiffrin mit stotterndem Motor fährt auch die Gefahr mit, folgenschwer zu patzen – wie schon einige Male in den letzten Wochen. Spätestens fällt die Entscheidung am Sonntag, beim letzten Rennen der Saison: dem Riesenslalom.

In der Disziplinenwertung haben Shiffrin und Vlhova dort nur noch Außenseiterchancen. Sie liegen auf 3 und 4 und müssen darauf hoffen, dass Sarah Hector (Schweden) und Tessa Worley (Frankreich) Federn lassen. Die andere noch ausstehende Entscheidung bei den Frauen gibt es in der Abfahrt. Die trotz ihrer schweren Knieverletzung fahrende Italienerin Sofia Goggia muss 75 Punkte Vorsprung auf Corinne Suter (Schweiz) verteidigen, um die Abfahrts-Wertung zum dritten Mal in Serie zu gewinnen.

Die Chance auf einen ähnlichen Erfolg hat Beat Feuz: Der Schweizer kann im Abfahrtsweltcup zum fünften Mal nacheinander siegen. Dazu müsste er jedoch noch den Norweger Aleksander Aamodt Kilde überholen, der mit 23 Punkten führt und bereits die Super-G-Wertung für sich entschieden hat.

Hochspannung gibt es auch noch im Männer-Slalom: Fünf Fahrer haben noch Chancen auf die kleine Kristallkugel: Der führende Norweger Henrik Kristoffersen, sein Landsmann Lucas Braathen, der Münchner Linus Straßer sowie Manuel Feller (Österreich) und Daniel Yule (Schweiz). Sollte es Kristoffersen auf das Podest schaffen, wäre ihm der Triumph sicher. Straßer hat wohl nur noch Chancen, wenn er gewinnt, und beide Norweger das Podest weit verpassen.

Schon entschieden ist der Gesamtweltcup und die Riesenslalomwertung der Männer, die sich der Schweizer Marco Odermatt am Wochenende sicherte. THOMAS JENSEN

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