Courchevel/München – Das doppelte Siegerbussi im Zielraum hatten sich Mikaela Shiffrin und Aleksander Aamodt Kilde redlich verdient. Überglücklich und mit einem breiten Lächeln nahm Shiffrin ihren norwegischen Freund in den Arm, nachdem der US-Amerikanerin beim Weltcup-Finale in Courchevel/Meribel eine Vorentscheidung im Showdown um die große Kristallkugel gelungen war.
Shiffrin raste in der Abfahrt am Mittwoch allen davon und feierte ihren 74. Weltcupsieg – den dritten in der schnellsten Disziplin. Das Olympia-Fiasko von Peking? Vergessen. Zumindest für einen kurzen Moment genoss Shiffrin wieder die Freuden des Lebens, der Gewinn des Gesamtweltcups als Trost nach einer aufwühlenden Saison ist einen großen Schritt nähergerückt.
„Es war heute ein perfekter Tag für mich“, sagte Shiffrin im ORF zufrieden, sie sei froh, „so einen großen Vorsprung“ zu haben. „Es ist aber noch nicht entschieden. Jetzt will ich aber mal den Sieg genießen.“
Shiffrin liegt drei Rennen vor dem Saisonende komfortable 156 Punkte vor ihrer großen Rivalin Petra Vlhova. Die Slowakin kam nicht über den 16. Platz hinaus und verpasste damit die für die Top 15 vergebenen Weltcup-Punkte.
Im Super-G an diesem Donnerstag (10.00 Uhr) sowie im Riesenslalom und Slalom am Wochenende muss Vlhova fast schon auf einen Ausrutscher von Shiffrin hoffen. Die italienische „Speed Queen“ Sofia Goggia gewann derweil zum dritten Mal den Abfahrtsweltcup.
Nach Shiffrins Zieldurchfahrt riss Kilde beide Arme in die Höhe und schrie ein lautes „Wuhuuu!“ in die französische Alpenlandschaft. Nur knapp 90 Minuten zuvor hatte sich der 29-Jährige in einem Herzschlagfinale erstmals in seiner Karriere die kleine Abfahrts-Kugel gesichert.
Kilde wurde zum Abschluss zwar nur Vierter, blieb damit aber 13 Punkte vor Olympiasieger Beat Feuz, dessen dritter Platz zu wenig war. „Ich habe bis zum Ende gezittert. Unglaublich war das“, freute sich Kilde.
Damit endete die Erfolgsserie von Feuz, der in den vergangenen vier Jahren die kleine Kristallkugel in die Höhe stemmen durfte. Beim Sieg des Österreichers Vincent Kriechmayr hatte die Schweiz trotzdem allen Grund zur Freude.
Wunderknabe Marco Odermatt krönte seine fantastische Saison und sicherte sich mit Platz zwei vorzeitig die große Kristallkugel. Der 24-Jährige, der bei Olympia in Peking noch Gold im Riesenslalom geholt hatte, liegt im Gesamt-Ranking nun uneinholbare 359 Punkte vor Kilde. Odermatt tritt damit in die Fußstapfen von Carlo Janka, dem es im Jahr 2010 als bislang letzten Skirennläufer aus der Schweiz gelungen war, den Gesamtweltcup zu gewinnen.
Die deutschen Speed-Spezialisten erlebten derweil eine weitere Enttäuschung. Die für den SC Starnberg startende Wahlmünchnerin Kira Weidle landete – geplagt von Rückenproblemen – auf dem 18. Platz. „Es ist schade und bitter. Es war sehr eng, mehr war für mich nicht drin“, sagte die Olympia-Vierte. Bei den Männern war Dominik Schwaiger als Zwölfter bester DSV-Athlet. sid