München – Als am Freitag das Viertelfinale in der Champions League ausgelost wurde, war Bayern-Trainer Julian Nagelsmann noch auf dem Trainingsplatz, bereitete seine Mannschaft auf das Bundesliga-Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr, Sky) gegen Union Berlin vor. Erst nachdem der Landsberger wieder das Vereinsgebäude betrat, wurde ihm von der mittlerweile dienstältesten Club-Mitarbeiterin Britta Hoffmann der kommende Königsklassen-Gegner mitgeteilt: Villarreal. Das Hinspiel findet am 6. April in Spanien im El Madrigal, dem „gelben“ Stadion (Fassungsvermögen: 23 500 Zuschauer) statt, das Rückspiel wird am 12. April in München ausgetragen.
„Wir sollten den Anspruch haben, weiterzukommen. Es hätte vom Namen her sicherlich härtere Lose geben können“, sagte Nagelsmann. „Wenn du aber jetzt sagst, der Gegner hat nicht viel Qualität, heißt es, du bist arrogant, hochnäsig. Wenn du andersrum zu viel mahnst, heißt es, ja, das ist sehr vorsichtig. Am Ende ist es der amtierende Europa-League-Sieger.“
Villarreal hatte sich im Achtelfinale gegen Juventus Turin durchgesetzt, das Rückspiel durch späte Tore mit 3:0 in Italien gewonnen. „Villarreal hat im Achtelfinale gezeigt, zu was sie in der Lage sind. Aus diesem Grund müssen wir gewarnt sein und diese Aufgabe mit voller Konzentration angehen“, stellte der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn klar. „Niemand darf glauben, dass das zwei einfache Spiele werden!“ Sportvorstand Hasan Salihamidzic pflichtete bei: „Das ist alles nicht zu unterschätzen.“ Aber was macht Villarreal trotz wenig klingender Namen so gefährlich?
„Sie sind eine gefährliche Mannschaft, weil sie nichts zu verlieren und viel zu gewinnen haben. Sie haben einen Kader mit Qualität und auch Erfahrung“, sagt Jorge Garcia von der spanischen Sportzeitung AS im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Journalist warnt vor allem vor Stürmer Gerard Moreno, 29. Der spanische Nationalspieler habe in dieser Saison zwar mit einigen Muskelverletzungen zu kämpfen. „Aber er hat die Qualität, ein Spiel zu entscheiden“, so Garcia. In 20 Pflichtspielen in dieser Saison hat Moreno zwölf Tore erzielt. In Turin erzielte er zuletzt den Führungstreffer per Elfmeter.
Auch die starke Innenverteidigung von Villarreal hebt Garcia hervor. „Raul Albiol ist der Chef, ein sehr erfahrener Verteidiger. Sein Partner ist Pau Torres, ein junger Nationalspieler, der das Interesse von Manchester United und Real Madrid auf sich gezogen hat“, verrät der Kenner des Tabellensechsten der spanischen Liga, der auch aufgrund seiner Vereinsfarben das „Gelbe U-Boot“ genannt wird.
Seit Sommer 2020 ist Unai Emery, 50, Villarreal-Trainer. Der Spanier gewann viermal die Europa League, dreimal in Folge (2014 bis 2016) mit dem FC Sevilla, zuletzt mit seinem neuen Club. Mit Paris Saint-Germain wurde er unter anderem 2018 französischer Meister. Vor seinem Villarreal-Engagement war er in England Coach von Arsenal. „Ein Trainer mit einer großen internationalen Erfahrung“, so Nagelsmann.
Sollte Bayern ins Halbfinale einziehen, wartet dort der Gewinner des Duells Benfica Lissabon gegen FC Liverpool. Zukunftsmusik. Für den Moment liegt der Fokus ganz auf Union Berlin.