Dallas – Mark Cuban, dem Besitzer der Dallas Mavericks, fällt es derzeit nicht gerade leicht, gelassen zu bleiben. Er spricht von Lügen und einem Racheakt, fühlt sich zu Unrecht angeklagt. Doch es zeichnen sich die Konturen eines Skandals ab, der den früheren Club von Basketball-Legende Dirk Nowitzki schwer erschüttern könnte. Die Vorwürfe, die im Raum stehen, liefern potenziellen Stoff für eine gewaltige Schlammschlacht: sexuelle Übergriffe und deren Vertuschung, das millionenschwere Angebot von Schweigegeld. Und die heftigen Anschuldigungen kommen von einem, der ein absoluter Insider der Mavericks ist: Donnie Nelson, langjähriger General-Manager des NBA-Clubs aus Texas.
Nelson, 59, wurde vergangenen Sommer von Cuban entlassen und hat nun seinen ehemaligen Arbeitgeber verklagt. Der Manager behauptet, Grund seiner Entlassung sei gewesen, dass er Cuban sexuelle Übergriffe und Belästigungen eines Mitarbeiters der Mavericks gemeldet habe. Bei dem beschuldigten Mitarbeiter handelt es sich um Jason Lutin, der seit 2018 als Stabschef bei dem Team arbeitet. Das Opfer soll ein Neffe Nelsons gewesen sein, der sich im Februar 2020 um eine Anstellung bemüht habe und beim Vorstellungsgespräch bedrängt worden sei.
Laut Anklageschrift erfuhr Nelson erst im Juli 2020 von diesem Vorfall. Daraufhin habe er Cuban damit konfrontiert und vor der Gefahr für die Mavericks gewarnt. Was Nelson zunächst nicht wusste: Die Vorkommnisse waren bereits durch die Zahlung eines Geldbetrags in unbekannter Höhe an seinen Neffen beigelegt worden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Nelson bereits in Verhandlungen mit Cuban über eine Verlängerung seines Managervertrags um zehn Jahre. Nelson zufolge gerieten aber die Gespräche mit Cuban ins Stocken und im Juni 2021 wurde Nelson gefeuert – für ihn ohne erkennbaren Grund. Davor soll Cuban ihm 52 Millionen US-Dollar angeboten haben, damit er sich in dieser Sache zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Cuban erklärte inzwischen gegenüber dem TV-Sender ESPN, dass „alles an der Anklage eine Lüge ist. Wir haben mehrere Untersuchungen angestellt, und die einzige Person, die nicht den Ansprüchen der Dallas Mave-ricks gerecht geworden ist, war Herr Nelson.“ Die Mave-ricks fügten in einer Stellungnahme an, dass die Anschuldigungen „nach sorgfältigen Prüfungen von externen Ermittlern und Anwälten als fingiert erklärt worden sind“.
Allerdings ist es nicht das erste Mal, dass Behauptungen über ein bedenkliches Arbeitsklima bei den Dallas Mavericks an die Öffentlichkeit gelangen. Schon 2018 erschien in der „Sports Illustrated“ ein Bericht, der eine Unternehmenskultur beschreibt, die von „Frauenfeindlichkeit und raubtierhaftem sexuellen Verhalten“ geprägt sei. Eine von der NBA in Auftrag gegebene Untersuchung kam damals zu dem Schluss, dass 15 weibliche Angestellte unangemessenem Verhalten am Arbeitsplatz ausgesetzt gewesen seien. Cuban war damals damit einverstanden, zehn Millionen US-Dollar an Frauen-Organisationen zu spenden.