München – Am Ende konnte Andrea Trinchieri nicht einmal mehr der kleinen Gunst des Tages etwas Gutes abgewinnen. Die Euroleague hatte am Dienstag den erwartbaren Rauswurf der drei russischen Clubs aus der Königsklasse offiziell gemacht. Die Streichung aller Partien von ZSKA Moskau, Zenit St. Petersburg und UNICS Kasan hat Trinchieris Bayern plötzlich in eine komfortable Position mitten drin im Playoff-Kampf gebracht.
Doch kann man Dingen etwas Gutes abgewinnen, die die russische Aggression in der Ukraine erzeugt hat? Der Bayern-Coach tut sich merklich schwer. „Ich hatte Covid und etwas Zeit, über die Prioritäten des Lebens nachzudenken“, sagte Trinchieri, „deswegen interessiert mich das Ranking gerade nicht.“
Erschwerend kommt dazu, dass die Umstände die Bayern ausgerechnet zum Hauptrundenendspurt aus dem Tritt gebracht haben. 20 Tage lang hatte das Virus die Münchner fest im Griff. Und so spielten die Bayern dann ja auch – wie eine Mannschaft, die fast drei Wochen lang weder gespielt noch nennenswert trainiert hat. Das Zusammenspiel holperte, man leistete sich Fehler. Vor allem aber ging den Bayern im Endspurt die Luft aus. „Es war wahrscheinlich ein bisschen unrealistisch, mehr zu erwarten“, sagte Kapitän Nihad Djedovic.
Alleine: die Zeit drängt. Knapp eine Woche haben die Münchner Zeit, die Covid-Folgen abzuschütteln. Mit dem Nachholspiel bei Olimpia Mailand am kommenden Dienstag beginnt der heiße Endspurt. In nur elf Tagen muss man das verbleibende Programm nun durchprügeln. Zu allem Überfluss mussten mit Leitwolf Vladimir Lucic und Othello Hunter zwei wichtige Kräfte angeschlagen vorzeitig vom Feld.
So gesehen würde es den Bayern wohl in die Karten spielen, wenn die Partie am Sonntag gegen Crailsheim nach den Corona-Fällen der Schwaben tatsächlich aus dem Programm fallen würde. Trinchieri setzt auf den Kampfgeist seiner Profis, die zum zweiten Mal in Folge in die Top-8 der Königsklasse einziehen könnten: „Es ist schwer, aber wir haben noch alle Chancen, es zu drehen“, sagte er.