Gibt es den richtigen Moment für das Ende einer Sport-Karriere? Und wenn ja, wann ist er? Viele große Helden suchen ihn noch bis heute oder drohen ihn zu verpassen – liebe Grüße an Football-GOAT Tom Brady. Ashleigh Barty scheint ihn für sich gefunden zu haben. Auch wenn er mit nur 25 Jahren und an der Spitze der Tennis-Weltrangliste auf den ersten Blick komisch anmutet.
Blickt man genauer auf die Geschichte der faszinierenden Australierin, ist der Schritt folgerichtig. Barty, Landes-Heldin mit Aborigine-Wurzeln, hat im Januar als erste Lokalmatadorin seit Chris O’Neil (1978) die Australian Open gewonnen – ohne Satzverlust im kompletten Turnier. Die Rechtshänderin hat bewiesen, dass sie die Last einer ganzen Nation auf ihren Schultern tragen kann. Und sie hat die Tennis-Welt, zumindest einige Zeit, mit ihrem unverwechselbar variablen Spielstil geprägt.
Dass sie nicht nur für den gelben Filzball lebt und mit dem Rampenlicht immer wieder hadert, machten bereits ihre Auszeiten 2014 und 2015 deutlich. Damals widmete sich Barty dem Cricketsport und spielte als Profi für Queensland und Brisbane. Teil einer Mannschaft zu sein, tat dem Familienmensch Barty – sie beschenkt regelmäßig großzügig die Kinder ihrer Schwester – gut.
Auch diesmal wird sie neue Ziele finden, „anderen Träumen nachjagen“. Das Leben ist zu kurz, um es mit Dingen zu verbringen, die einen nicht (mehr) ausfüllen. Ihr mutiges und unkonventionelles Tennis-Ende kann auch ein Vorbild sein für andere. Schließlich ist Barty derzeit nicht die einzige Spitzenspielerin, die sich mitmentalen Herausforderungen konfrontiert sieht.
Dass „Ash“ ihre Rücktrittsbotschaft im Gespräch mit Casey Dellacqua verkündete, passt. Schließlich war es ihre ehemalige Doppelpartnerin, die Barty 2016 zu einem Comeback überredete. In ihrem nächstens Lebensabschnitt könnte Golf eine größere Rolle spielen. Ihr Verlobter Garry Kissick spielt nämlich auf der PGA-Tour. Wer weiß, was passiert, wenn sie diesen Schläger öfter in die Hand nimmt.
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