Autsch! Löwen-Aus in Aubstadt

von Redaktion

Erste DFB-Pokal-Chance weg nach peinlichem Elfmeter-K.o. in der Provinz

VON ULI KELLNER

Aubstadt/München – Tim Hüttl war buchstäblich auf der letzten Rille ins Ziel gekommen. Seine Mannschaft feierte, warf sich aufeinander, brüllte die Emotionen heraus, und der Innenverteidiger, der den TSV Aubstadt beinahe schon während der 90 Minuten zur Totopokal-Sensation geschossen hatte – er lag jetzt auf dem Rasen, platt, entkräftet. Von einem Mitspieler ließ er sich zwischen Aubstadts Jubeltraube und konsternierten Löwen einen Krampf aus der Wade kneten.

Eine bezeichnende Szene nach einem denkwürdigen Nachmittag in der unterfränkischen Provinz: Hier eine Mannschaft, die alles aus sich herausgeholt hatte, die führte, den Ausgleich wegsteckte und trotzdem noch platzierte Elfmeter ins Ziel brachte. Ein paar Meter weiter der Drittligist aus der Landeshauptstadt, der sich nach Kräften blamierte. 70 Minuten mit angezogener Handbremse gespielt, nach Aubstadts Führung durch Hüttl (67.) zwar schnell das 1:1 gemacht (Bär, 74.) – dann aber fahrlässig die große Chance auf eine erneute Teilnahme am DFB-Pokal weggeworfen. Dass die letzten Chancen des Spiels nicht ins Tor wollten, kann passieren. Nicht passieren darf aber, wie sich das Profiteam am Elfmeterpunkt anstellte, an dem es nach den 90 Minuten nahtlos weiterging.

Der scheidende Stephan Salger hatte vorlegt, Hiller-Vertreter Tom Kretzschmar den ersten Aubstädter Versuch pariert, danach sorgten dilettantische 1860-Schützen für das Ende einer langen Erfolgsserie am Kreidepunkt (letzte Niederlage 2004 gegen Trier): Erik Tallig schien das Herz in die kurze Hose zu rutschen, Kapitän Stefan Lex verschoss mit hängenden Schultern, Merv Biankadi traf glücklich mittenrein, Marcel Bär als letzter Löwen-Schütze nahm zwei Schritte Anlauf – und schob Teufelskerl Lorenz Wenzel den Ball in die Arme. Nur kläglich oder schon arrogant? Wie auch immer. Dass sich die Pannenserie des Favoriten vor Aubstadts Kurve ereignete, machte die Sache nicht weniger peinlich – dafür umso schöner für die Gastgeber, die keine Nerven mehr zeigten, 4:3 siegten und sich nun endgültig ihrem Dopaminrausch hingaben.

Entsprechend niedergeschlagen wirkte Michael Köllner, als er hinterher auf dem Balkon des TSV-Sportheims zur Stehpressekonferenz antrat. „Bis zum 0:1 gab es auf beiden Seiten wenige Torchancen“, kommentierte der 1860-Coach: „Das Gegentor war für uns dann ein Weckruf. Wir hatten drei oder vier gute Chancen, das Spiel in der regulären Spielzeit zu entscheiden. Im Elfmeterschießen waren wir dann nicht gut und nicht kaltschnäuzig genug.“ Sein Fazit, dem keiner widersprach: „Am Ende haben wir es uns auch einfach nicht verdient, ins Finale einzuziehen.“

Dort kommt es nun zu einem Regionalligaduell, nachdem im Parallel-Halbfinale auch Drittligist Würzburg die Segel streichen musste (1:3 in Illertissen). Köllner bezeichnete den Würzburg-Bezwinger aus dem Allgäu als „machbaren Gegner“, was unfreiwillig komisch wirkte, nachdem seine Löwen gerade gegen Feierabendkicker aus einem 700-Seelen-Dorf rausgeflogen waren. 1860 muss den DFB-Pokal nun über den weitaus steinigeren Weg anpeilen, über einen der ersten vier Plätze in der Liga. Mit der Einstellung vom Samstag dürfte das ein schwieriges Unterfangen werden.

Kleiner Trost: Da sich Osnabrück und Braunschweig im Nachholspiel 1:1 trennten, bleibt Platz drei in Reichweite (vier Punkte). Allerdings: Die gute Form ist weg, wie sich schon in Mannheim zeigte (0:3). Saarbrücken dürfte am Samstag ohne schlotternde Knie in Giesing antreten.

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