Saisonende der Skispringer

Die Perspektiven bleiben glänzend

von Redaktion

PATRICK REICHELT

Die Nachricht des Tages für die deutschen Skispringer kam ein bisschen durch die Hintertüre. Ganz still, im Schatten der rauschenden Flieger-Party von Planica, zog Severin Freund den Schlussstrich. Und es war ein Abgang, der passte zum stillen Wahl-Münchner.

Freund war nie einer, der das Rampenlicht suchte. Dass er es verdient hätte, daran kann kein Zweifel bestehen. Wenigen Springern hat der Deutsche Skiverband (DSV) so viel zu verdanken wie dem 33-Jährigen. Immerhin war es Freund, der die Abteilung einst mit Ex-Bundestrainer Werner Schuster aus der Bedeutungslosigkeit holte. Der die Brücke schlug von der Generation Martin Schmitt/Sven Hannawald zur heutigen.

Wenn Freund nun abtritt, dann tut er das im Wissen, dass er ein bestelltes Feld hinterlässt. Auch wenn es in Planica nicht zu einem guten Ende reichte – Bundestrainer Stefan Horngacher hat ein schlagkräftiges Ensemble zur Verfügung. Allen voran Karl Geiger. Auch wenn sich der Oberstdorfer am Ende in Ryoyu Kobayashi einem etwas konstanteren Springer beugen musste – Geiger ist ein fester Bestandteil der Weltspitze. Ein Mann, der bei Großereignissen um Medaillen mitspringen und sie auch gewinnen kann. Gleiches gilt für Markus Eisenbichler, auch wenn dem Siegsdorfer in diesem Winter die Stabilität für die ganz großen Coups fehlte. Dahinter lauert Constantin Schmid – und natürlich die Rückkehrer Andreas Wellinger oder Stephan Leyhe, die immer wieder das Potenzial für mehr aufblitzen ließen.

Das gelang ihnen im Verbund mit Freund, der in seinem letzten Karrierewinter noch einmal schaffte, was ihm nicht mehr viele zugetraut hatten: Er hat sich wieder an die Weltspitze herangepirscht und kann mit einem positiven Gefühl abtreten, einer der ganz Großen seiner Zunft gewesen zu sein. Für den DSV kann der Rücktritt auch zu einer Chance werden. Ein Platz wird frei, auf dem Talente auf großer Bühne Erfahrungen sammeln können. Ohne Druck, im Schatten der Vorflieger Geiger, Eisenbichler und Co.. Freund selbst war das einst nicht vergönnt gewesen.

patrick.reichelt@ovb.net

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