Ein Stürmer, der beim 9:1-Rekordsieg kein Tor schießt: Maximilian Kastner (29) ist das am Sonntag passiert, als er mit dem ECH RedBull München gegen den ERC Ingolstadt 9:1 gewann. Mit unserer Zeitung hat der gebürtige Garmisch-Partenkirchener über dieses Missgeschick gesprochen und erklärt, warum er sich in dieser Saison besonders auf die bald beginnenden Play-offs freut.
Herr Kastner, Ihre Mannschaft hat eine Vorliebe für das Ergebnis 9:1 entwickelt oder?
Das stimmt. Dass wir es jetzt nach dem Spiel gegen Bietigheim im Februar schon zum zweiten Mal gemacht haben, ist natürlich schön. Aber ich hoffe, wir haben unser Pulver noch nicht verschossen.
Wobei dieser Rekordsieg noch etwas wilder anmutete. Im zweiten Drittel fielen sechs Tore in 14 Minuten, können Sie sich an so etwas erinnern?
Nein, kann ich mich wirklich nicht. Ich muss aber sagen, dass wir diese Saison schon einige Spiele mit so vielen klaren Chancen hatten und schon die ganze Zeit den richtigen Druck auf das Tor bringen. Aber wir hatten auch Probleme mit der Chancenverwertung, oft hatten wir mehr Schüsse als der Gegner und diese Spiele manchmal trotzdem verloren.
Nicht am Sonntag…
Ja, da sind die Dinger einfach reingefallen, wir hatten das Quäntchen Glück, wie die Scheibe abgefälscht wird oder zu uns springt. Aber das Gefühl, vor dem Tor besser abzuschließen, hatten wir schon die letzten Wochen.
Auch wenn Sie selbst gegen Ingolstadt keinen Treffer erzielt haben…
Ja, aber zum Glück habe ich dem Gugi (Philip Gogulla, Anm.) noch das 8:1 aufgelegt. Wenn man beim Stand von 9:1 weder ein Tor noch eine Vorlage geschafft hat, würde man sich als Stürmer natürlich schon denken: okay, was habe ich jetzt falsch gemacht. Aber für alle anderen, die getroffen haben, freut man sich sowieso.
Wann realisiert man in so einem Spiel auf dem Eis, was da gerade passiert?
Es stand noch relativ lange 1:1. Aber mit den ersten Toren im zweiten Drittel haben wir dann gemerkt, dass da was geht. Du schnürst den Gegner ein und überrollst ihn, die Verteidiger werden müde. Man selbst spielt sich dann in einen Rausch.
Passiert das automatisch, oder muss man sich trotzdem zwingen, wenn man schon deutlich vorne ist, noch nachzulegen?
Nein, es ist schon so, dass man weiterarbeiten muss, egal wie es steht. Der Gegner hat eben immer die Chance, das Spiel in ein paar Sekunden oder Minuten zu drehen, wie man bei unserer bitteren Niederlage vor einer Woche in Wolfsburg gesehen hat, als wir 3:1 vorne waren. Deshalb gehst du nach dem Tor auf‘s Eis und denkst dir: erst die defensive Arbeit machen und die offensive Arbeit kommt dann von alleine.
Bis zu den Play-offs sind es noch drei Spiele, die letzten beiden Saisons waren corona-bedingt speziell. Wie fühlt es sich jetzt an, kurz vor den entscheidenden Wochen?
Natürlich gut, man ist froh, dabei zu sein und will ganz oben stehen. Die drei Meisterschaften zwischen 2016 und 2018 waren unbeschreiblich, das Gefühl will man wieder haben. Der Playoff-Modus vergangene Saison war mit den maximal drei Partien, die über eine Serie entschieden haben, meiner Meinung nach sehr strittig. Wir haben ein Spiel verhauen, im zweiten die Tore nicht gemacht und waren schon draußen. Das kann einem im best-of-five nicht passieren, da kommt der weiter, der es verdient hat. Daher ist die Vorfreude auf die Playoffs diese Saison schon sehr groß.
Interview: Thomas Jensen