Amsterdam – Das lang ersehnte Wiedersehen zwischen Thomas Müller (32) und seinem Entdecker und heutigen Bondscoach Louis van Gaal verlief kurios. In erster Linie lag das am exzentrischen Holländer. Van Gaal empfing Müller nach Schlusspfiff an der Seitenlinie und verpasste ihm erst einmal eine liebevolle Watschn und deutete aus der Entfernung auf den Punkt, von dem aus Müller die 1:0-Führung erzielt hatte. „Ein typisches Müller-Tor. Er steht an der richtigen Stelle und macht ihn rein. Genial! Er war ein Problem für uns“, schwärmte van Gaal. Dem Torschützen selbst hatte sein Treffer ebenfalls gut gefallen: „Ich habe satt abgezogen, und schön ab in die Maschen.“
Mit seinem 43. Länderspieltor zog Müller in der ewigen Torjägerliste mit der Hamburger Fußballlegende Uwe Seeler gleich. „Mit solchen Legenden, die im letzten Jahrhundert den Weltfußball geprägt haben, auf einer Stufe zu stehen – das ist eine tolle Sache, die man als Kind nicht zu träumen gewagt hat“, erklärte Müller bereits im Vorfeld der Partie. Seeler äußerte sich via „Bild“ zum Münchner Rekord-Knacker und schwärmte in höchsten Tönen: „Thomas’ Leistung ist nicht hoch genug einzuschätzen, da er ja nicht als klassischer Mittelstürmer für die Nationalmannschaft agiert.“
Übrigens: Im Anschluss an die „Jubiläums-Watschn“ von van Gaal folgte ein Handkuss von Müller in Richtung Tribüne. Der Trainer hatte dort laut eigener Aussage seine Ehefrau Truus entdeckt und sie aus der Entfernung auf Müller aufmerksam gemacht. Ihr Herz hatte der Ur-Bayer in der Vergangenheit anscheinend ebenfalls erobert.
Nach all den van Gaal’schen Herzlichkeiten sorgte der Nationaltrainer in den Katakomben der Johan-Cruyff-Arena zwischenzeitig für Verwirrung. Als er gefragt wurde, ob er am Freitag zur WM-Auslosung nach Katar reisen würde, verneinte van Gaal und erwähnte beiläufig, dass er ja noch Corona-positiv sei. Dann klärte er auf: „Ich bin am Montag getestet worden. Dann kriegst du am nächsten Tag meistens das Ergebnis. Die Ärzte sagen, dass es bei einem PCR-Test viel länger hängen bleibt als bei einem Antigen-Test.“ Letztere waren bei dem 70-Jährigen negativ, in der vergangenen Woche verbrachte er einige Tage in Isolation. Van Gaals Einsatz am Spielfeldrand entsprach also den Regeln. bok