München – „Schon einen Porsche-Dienstwagen bestellt?“ Man konnte das gut gelaunte Grinsen am anderen Ende der Welt erahnen, als Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko (78) in Melbourne am Telefon antwortete: „Jetzt werden die Gespräche beginnen,“ untertrieb der Grazer, denn die laufen in Wahrheit schon seit Monaten.
Allein: Nach der Aufsichtsratssitzung von VW am Donnerstag steht fest, dass Porsche und Audi beginnend mit dem neuen Motorreglement 2026 vom Konzern grünes Licht für ihren Formel-1-Einstieg bekommen haben. Dabei ist nur klar, in welche Richtung Porsche steuert. Die Zuffenhausener werden sich bei Red Bull Powertrains beteiligen, der Motorfabrik von Red Bull. Schon im Juli sollen dort in Milton Keynes erste Einzylinder-Motoren laufen, die nach den Richtlinien des neuen Reglements für 2026 entwickelt wurden. Porsche beginnt schon parallel mit den Elektroeinheiten des zukünftigen Hybrid-Motors.
Anders sieht es noch bei Audis Plänen aus. Sicher ist nur: Audi will im Gegensatz zur Konzernschwester Porsche mit einem eigenem Team antreten. Deshalb verhandeln die Ingolstädter mit jedem in der Königsklasse – Renault, Ferrari, Mercedes und Red Bull Racing ausgenommen. Unsere Zeitung weiß: Eines der Planspiele befasst sich dabei mit einer Beteiligung bei McLaren. Eine Milliarde Euro soll Audi der Erwerb von 50 Prozent Anteilen des Traditionsteams wert sein, dem Entwickeln und Bau zukünftiger hochwertiger Sportwagen außerhalb der Formel 1 inklusive. Das Problem: McLaren will nicht so viel verkaufen, besonders nicht zu diesem Preis.
Die vielleicht wahrscheinlichste Variante ist eine, die noch kaum spekuliert wird. Die Bayern kaufen das zweite Team von Red-Bull-Chef Dietrich Mateschitz, Alpha Tauri. Vorteil: Die vom Tiroler Franz Tost geführte Equipe gilt als top organisiert, Audi hätte damit eine vorzügliche Basis. RALF BACH