Garmisch-Partenkirchen – Die Gerüchte hielten sich zuletzt hartnäckig. Genauer gesagt gibt es sie seit den Deutschen Meisterschaften auf der Kandahar vor gut einer Woche. Plötzlich hieß es: Garmisch-Partenkirchen bekomme im nächsten Winter keinen Ski-Weltcup mehr. Geschwätz – dachten viele. Ganz so schlimm soll es wohl auch nicht kommen. Einschnitte aber sind programmiert. So soll der Klassiker, die Herren-Abfahrt auf der Kandahar, die Ende Januar 2023 geplant war, wegfallen – geht es nach Johan Eliasch, dem neuen Präsidenten des Skiweltverbandes FIS.
Dafür würde die Marktgemeinde einen Nachtslalom am 4. Januar erhalten. Dieser ist der Traditionswettbewerb aus Zagreb. In Kroatien herrscht darüber auch keine Freude. Turbulente Zeiten in der Ski-Szene. Eliasch, der neue Mann, der im vergangenen Sommer den Posten an der Spitze der FIS übernommen hat, steht für Veränderungen. Das hat er von Beginn an klar gemacht. „Das ist an sich ja nicht verkehrt“, sagt Florian Fischer, der Vorsitzende des Skiclub Garmisch. Doch scheint Eliasch Wege beschreiten zu wollen, die nun vielen Arrivierten im Skizirkus nicht gefallen. Bei einem Online-Meeting des FIS-Vorstands (Council) präsentierte er seine Ideen – und die Weltcup-Kalender für die Saison 2022/23. Was die Vertreter der Nationen zu sehen bekamen, stieß vielen sauer auf.
Nicht nur Dr. Franz Steinle, dem Präsidenten des Deutschen Skiverbands, der im Gremium sitzt. Auch andere große Nationen sollen rebelliert haben. Das ging soweit, dass die Alpin-Termine vom Council nicht abgesegnet wurden. Der Kalender soll nun überarbeitet und in den kommenden Wochen wieder vorgelegt werden. Der Österreichische Rundfunk will ein paar Details erfahren haben. So soll der Gletscher-Auftakt in Sölden nach wie vor fix sein, danach der übliche Ausflug nach Nordamerika stattfinden. Gegen Ende der Saison ist – ganz neu – eine Rückkehr über den Atlantik geplant.
Auf Kosten alteingesessener Weltcuporte wie eben Garmisch-Partenkirchen. „Wir sind von der Meldung beziehungsweise den Planungen der FIS auch ein Stück weit überrascht worden“, betont Fischer. Eliaschs Ideen kamen beim Organisationskomitee nicht gut an. „Wir sehen es nicht als ausreichenden Ersatz, dass neben den beiden Damen-Rennen im kommenden Winter jetzt nur ein Nachtslalom der Herren in Garmisch-Partenkirchen stattfinden soll.“
CHRISTIAN FELLNER