Der Fall Luca Kilian
Transfers werden in der Bundesliga nicht immer auf Verkaufs-, sondern oft auf Leihbasis getätigt. Selbst große Karrieren wie etwa die von Philipp Lahm haben im Profibereich mit einem Leihgeschäft begonnen – im Fall des späteren Bayern-Kapitäns mit zwei Jahren beim VfB Stuttgart. Ein Modell, von dem im besten Fall alle drei beteiligten Seiten etwas haben: Der abgebende Club, der Kosten spart und vielleicht einen besseren Spieler zurückbekommt, der leihende Verein, der jemanden erhält, den er sich sonst nicht leisten könnte – und der in der Regel junge Spieler, der sich mit mehr Einsatzzeiten entwickeln kann. Heikel wird es nur an einem Punkt: Was, wenn die beiden beteiligten Clubs aufeinander treffen?
Es gibt Vertragsabschlüsse, bei denen man sich darauf einigt, dass der ver-/entliehene Spieler dann nicht eingesetzt werden darf. Bei der Vereinbarung zwischen Mainz und Köln in Bezug auf Luca Kilian war das nicht so. Denn Kilian (22), der für den 1. FC Köln das 3:2-Siegtor gegen Mainz schoss, steht bis 2024 beim FSV 05 unter Vertrag. Für diese Saison wurde er an die Rheinländer ausgeliehen.
„Solche Geschichten schreibt nur der Fußball“, meinte Kilian hinterher. Er ist Verteidiger, „ich schieß’ nicht so oft aufs Tor“. Es war sein erster Bundesligatreffer überhaupt. Nach einem Spiel, in dem Köln – auch aufgrund seiner unglücklichen Figur beim ersten Gegentreffer – in Rückstand geriet und nach einem 0:2 furios zurückkehrte. Sein Glück des Premieren-Tores hätte er dezent bejubeln können – doch Luca Kilian ließ seine Freude richtig raus und drehte auch am ZDF-Mikrofon auf. Da wurde er gefragt, ob er in dieses Spiel besonders motiviert gegangen sei, denn der Mainzer Trainer Bo Svensson und er gelten nicht als Freunde. „Ja“, sagte Kilian mit fester Stimme. Undiplomatisch, aber erfrischend ehrlich.
Es wird spannend, wenn er und Svensson wieder aufeinandertreffen – was nächste Saison geschehen soll. Aber man muss Luca Kilian wohl einfach so rustikal und herzlich nehmen, wie der Kölner Trainer Steffen Baumgart es tut. Er hatte seinem Leihspieler versprochen, „dass ich ihn, wenn er sein erstes Tor schießt, zum Essen einlade. Ein Holzfuß bleibt er trotzdem.“
Eintracht Frankfurt
Am Donnerstag noch gefeiert für ihr 1:1 gegen Barça – gestern mehrfach vom Pech verfolgt. Beim 1:2 gegen Freiburg wurden der Eintracht zwei Tore aberkannt (Lindström, Kamada). Nils Petersen erzielte mit seinem insgesamt 33. Joker-Tor den Siegtreffer. Bereits kurz nach dem Anpfiff hatte es eine Unterbrechung gegeben, weil sich zwei Klimaaktivisten an beiden Pfosten des Tores von Kevin Trapp festketteten. Nach knapp drei Minuten wurden sie entfernt und vom Feld geführt. Die Männer trugen Shirts mit der Aufschrift: „Letzte Generation – Stoppt den fossilen Wahnsinn“.
Arminia Bielefeld
Das Spiel in Wolfsburg musste Arminia Bielefeld mit neun Mann beenden. Trainer Frank Kramer hatte bereits fünfmal gewechselt, als in der Schlussphase noch Florian Krüger und Robin Hack vom Platz humpelten. Derzeit trifft es die Ostwestfalen massiv – ganz anders als in der Hinrunde. Die hatten sie als drittgesündestes Team abgeschlossen – zu entnehmen der Tabelle auf der Seite fussballverletzungen.com, die der Stuttgarter Hörfunk-Journalist Fabian Siegel seit Jahren mit großer Akribie pflegt.
Jetzt sackt Arminia ab – und es trifft sie nicht nur mit banalen Zerrungen. Die Einschläge sind heftig und passieren am Kopf. Eine Woche nach Stürmer Fabian Klos traf es Verteidiger Cedric Brunner. Nach seinem Luft-Crash mit dem Wolfsburger Jonas Wind schlug Brunner auf dem Boden auf, war bewusstlos, während seiner Behandlung auf dem Platz wurden Decken aufgespannt, um voyeuristische Blicke auf di Unfallstelle zu verhindern. Ein bedrückendes Szenario. „Das macht was mit einem“, sagte Manuel Prietl.
Bei Brunner gab es aus dem Krankenhaus eine erste Entwarnung. Bei ihm ist es nicht so schlimm wie bei Klos, der die Vorgeschichte eines Schädelbruchs hat und erneut operiert werden musste.
In Siegels Ausfall-Statistik dominieren die Muskelverletzungen (31,8 Prozent). Diese Saison sind Erkrankungen, vor allem Corona, dazugekommen (26,3). Schädelverletzungen verstecken sich unter „Sonstiges“ (1,6).
Bielefelds Lage ist ernst. War sie aber schon zu gesünderen Zeiten. GÜNTER KLEIN