FIS-Präsident Eliasch

Infantino des Wintersports

von Redaktion

THOMAS JENSEN

Sportfunktionär an der Spitze eines Welt-Verbandes, mit Glatze und ramponiertem Image: seit Neuestem gibt es zwei Männer, auf die das zutrifft: FIFA-Boss Gianni Infantino war der erste, nun gesellt sich Johan Eliasch dazu, seit Juni Präsident des Welt-Skiverbandes FIS. Gut, in Sachen Image hat er noch einiges auf den Katar-Freund aufzuholen, doch er gibt sein Bestes.

Reformen hatte er versprochen und wurde deswegen auch gewählt – dem eher verkrustet wirkendem Verband, der Ski-Alpin, Ski-Freestyle, Snowboard, und die Nordischen Sportarten (abgesehen von Biathlon) organisiert, würde frischer Wind auch nicht schaden. Doch viele Entwicklungen, die der schwedisch-britische 60-Jährige anstrebt, laufen in eine andere Richtung, als man es sich an traditionellen Wintersportorten vorstellt.

Etwa ein umgekrempelter Kalender der Alpinen, der auf die traditionsreiche Abfahrt der Männer in Garmisch-Partenkirchen verzichtet hätte – und nun angesichts der Empörung noch mal überarbeitet werden soll. Im Gegensatz zu den Plänen der anderen Wintersportarten, die Stopps in Russland und Belarus vorsehen. Selbst der Vermerk, dass die Situation in Russland beobachtet werden würde, macht diese Ansetzungen nicht begreifbar.

Leichter erklären kann man seine Idee der Zentralvermarktung. Bisher liegen die Rechte der einzelnen Weltcups bei den veranstaltenden Verbänden. Diese will Eliasch nun bei der FIS. Profitieren sollen davon alle Mitgliedsverbände, also auch die kleinen ohne eigene Weltcups. Deren Stimmen würden reichen, um Eliasch im Mai wiederzuwählen. Aber einen Gegenkandidaten gibt es – wohl mangels Erfolgsaussichten – sowieso nicht.

Obwohl Eliasch sich mutmaßlich in einem Interessenskonflikt befindet. Einer Erklärung nach ist der CEO des Sportartikelfirma Head im Sommer bei dem Konzern zurückgetreten. Besitzer ist er weiterhin, bei einer Siegerehrung bei Olympia trug er eine Hose mit dem Schriftzug Heads, obgleich die FIS einen anderen Ausrüster hat. Zudem zeigen Recherchen der ARD, dass Eliasch in einigen Firmenregistern noch als Direktor gelistet ist.

Wenigstens ums Klima sorgt sich der Milliardär. Schon 2022 möchte die FIS mehr CO2 aufnehmen als verursachen, durch eine Zusammenarbeit mit der Organisation „Cool Earth“. Obwohl auf deren Internetseite zu lesen ist, dass der angestrebte Schutz des Regenwalds keinen Ausgleich von verursachtem CO2 herstellt. Co-Vorsitzender der Organisation ist übrigens Eliasch selbst. Wie gesagt, er gibt sein Bestes…

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