Spannung hoch fünf

von Redaktion

ENDSPURT IN DER 3. LIGA: Ein Quintett rangelt um Platz drei hinter Magdeburg und Lautern

VON ULI KELLNER

München – Es war ein typisches Bremer-Brücke-Finish, eine von den Rängen entfaltete Wucht, die dazu führte, dass die Hausherren die Gäste aus Verl doch noch in die Knie zwangen. 3:2 hieß es am Ende eines intensiven Derbys am Montagabend, in dem der VfL Osnabrück (nach 1:2-Rückstand bis zur 73. Minute) seine Chance auf den Aufstieg wahrte und dafür sorgte, dass weiterhin fünf Teams um den Relegationsplatz rangeln. Magdeburg braucht nur noch zwei Siege bis zur Drittligameisterschaft, Lautern auf Platz zwei ist das mit Abstand formstärkste Team der Rückrunde – dem Quintett dahinter bleiben noch fünf Runden, um Platz drei auszufechten. Spannung hoch fünf also. Wir beleuchten die Perspektiven von 1860 und Co. im Ligaendspurt, der zum Krimi werden könnte.

Braunschweig (32/58)

Sechs Punkte Vorsprung und das beste Torverhältnis (plus 25) – was soll da noch schiefgehen für die Eintracht? Eine mögliche Antwort findet sich im Kleingedruckten der Tabelle. Zum einen hat Braunschweig nur noch vier Spiele, kann also maximal 70 Punkte erreichen. Zum anderen könnte es sich als Bumerang erweisen, dass drei der ausstehenden Spiele im heimischen Eintracht-Stadion stattfinden. Denn: Das beste Auswärtsteam der Liga (2,0 Punkte im Schnitt), es ist zu Hause 20 Prozent weniger effektiv (Schnitt: 1,6). Braunschweig empfängt noch Teams aus allen Tabellenregionen (Würzburg, Magdeburg, Köln) und darf nur noch einmal reisen, am vorletzten Spieltag zum SV Meppen. Und trotzdem: Gewinnt die Eintracht drei ihrer vier Spiele, kann sich die Konkurrenz auf den Kopf stellen – dann winken den Nordlöwen Relegationsduelle mit Dynamo Dresden.

TSV 1860 (31/51)

Die Löwen aus Giesing sind wieder dort angekommen, wo sie die Saison 2020/21 beendet hatten: auf Platz vier, der zur Teilnahme am DFB-Pokal berechtigt. Ob’s am Ende a bisserl mehr sein darf, wie sich das nicht nur der Präsident wünscht? Ohne Wasser in Robert Reisingers Wein schütten zu wollen: Dazu müsste es ab sofort perfekt laufen – nicht nur bei den eigenen fünf Spielen, die es in sich haben (Osnabrück, Duisburg, Havelse, Magdeburg, Dortmund II), auch für die Gegner von Hauptkonkurrent Braunschweig. Den ersten Angriff kann 1860 gleich am Samstag abwehren – mit einem Heimsieg gegen Osnabrück, das mit einem Punkt und einem Spiel weniger anreist. Anreiz für das Team von Trainer Michael Köllner, der gegen den VfL gelbgesperrt fehlt: Gewinnen seine Löwen alle fünf Spiele, stünden am Ende 67 Punkte zu Buche, einer mehr als vor einem Jahr. Belohnt mit der Reise ins weißblaue Nirwana?

Osnabrück (30/51)

Kommen die Violetten ins Rollen, sind sie nur sehr schwer aufzuhalten. Verl hat’s am Montag leidvoll erfahren, 1860 in der Hinrunde, als die Führung durch Stefan Lex (24. Minute) bereits kurz nach dem Seitenwechsel nichts mehr wert war (Endstand: 3:1 für den VfL). Der Doppeltorschütze von damals fehlt im Rückspiel am Samstag: Ba-Muaka Simakala, 25, handelte sich wie Köllner eine Gelbsperre ein. Ebenfalls fraglich ist Marc Heider, Osnabrücks bester Torschütze (zehn Treffer), der auch gegen Verl das letzte Wort hatte. Der US-Oldie hat sich an der Wade verletzt. Die Niedersachsen dürften einen Punkt in Giesing anstreben – und brauchen auch danach eine stabile Form; das Restprogramm ist ähnlich anspruchsvoll wie jenes von 1860: In Halle, daheim gegen Mannheim, bei Freiburg II und Havelse – gefolgt vom Finish gegen den designierten Meister Magdeburg.

Saarbrücken (31/51)

Die Saarländer scheinen noch immer den 55 Punkten hinterherzutrauern, die sie vor dem Türkgücü-Aus auf dem Konto hatten. Seit die beiden Siege gegen den Insolvenzclub storniert wurden, kamen nur noch zwei Unentschieden hinzu, das späte bei 1860 (1:1) und das 0:0 im Südwestderby gegen Mannheim. Ostern steht das nächste Derby an – beim Erzrivalen Kaiserslautern. Es folgen zwei lösbare Aufgaben zu Hause (Verl, Zwickau) – und zwei auswärts (Berlin, Freiburg). Vermisst wird beim FCS der weiterhin verletzte Ex-Löwe Adriano Grimaldi (Achillessehne) – zudem schmerzt der gegen Mannheim vergebene Elfmeter von Julian Günther-Schmidt.

Mannheim (31/50)

Der große Vorteil des Tabellensiebten, der acht Punkte hinter Braunschweig liegt: Keiner hat die Waldhöfer so richtig auf der Rechnung. Der Nachteil: eben diese acht Punkte plus die hohe Zahl an Rivalen, die sie auf dem Weg zum Relegationsplatz verdrängen müssten. Das Restprogramm der Mannheimer ist weder besonders schwer noch besonders leicht: Freiburg (A), Osnabrück (A), Duisburg (H), Wiesbaden (A), Halvelse (H). Wer will, kann es als Trumpf ansehen, dass die Waldhöfer keine „Buwe“ im klassischen Sinne sind (also jung), sondern eine erfahrene, abgezockte Profitruppe.

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