Der letzte Strohhalm

von Redaktion

Bayerns Frauen stehen vor einer Saison ohne Titel – im Pokal-Halbfinale kommt es zur Revanche gegen Wolfsburg

München – Nicht weniger als die letzte realistische Titelchance steht auf dem Spiel, wenn die Frauen des FC Bayern am Sonntag (12.30 Uhr) im Halbfinale des DFB-Pokals den VfL Wolfsburg empfangen. Gleichzeitig geht es um Revanche, denn die Bayern-Frauen kassierten zuletzt in der Bundesliga eine bittere 0:6-Niederlage in Wolfsburg. „Es ist ein lang ersehnter Traum, endlich wieder ins Pokalfinale einzuziehen“, sagt Sportdirektorin Bianca Rech: „Wir sind in den letzten Jahren oft an Wolfsburg gescheitert. Ins Finale einzuziehen und den Pokal wieder nach München zu holen, ist ein sehr großes Ziel. Gerade nach den letzten Wochen, die viel Kraft gekostet haben, würde uns das viel bedeuten.“

Ein massiver Corona-Ausbruch hatte die Mannschaft zur Unzeit getroffen. Stark ersatzgeschwächt mussten sich die Bayern-Frauen im Viertelfinale der Champions League bei Paris Saint-Germain in der Verlängerung geschlagen geben. Aufgrund der kämpferischen Leistung flogen der Mannschaft die Herzen zu, doch wenige Tage später setzte es in Wolfsburg eine der schlimmsten Niederlagen der letzten Jahre.

„Es kam sehr viel zusammen“, erzählt Rech: „Am Sonntagvormittag vor dem Spiel wurde Sydney Lohmann positiv getestet. Das war ein erneuter Rückschlag, den wir hinnehmen mussten und der auch mental Spuren hinterlassen hat. Wir sind früh in Rückstand geraten und hatten kaum gute Momente im Spiel. Klar ist aber auch, dass uns das in der Form nicht passieren darf. Das war eine sehr schmerzhafte Niederlage, die Narben hinterlassen hat.“

Es ist müßig darüber zu diskutieren, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn die Bayern in Bestbesetzung hätten spielen können. Und doch wirft der Corona-Ausbruch einen Schatten auf die ganze Saison. „Das ist sehr hart, da du das gesamte Jahr auf diese entscheidende Saisonphase hinarbeitest. Und dann passiert so etwas, das man überhaupt nicht beeinflussen kann. Das ist absolut frustrierend und man ist in gewisser Weise machtlos“, sagt Rech.

Mittlerweile hat sich die personelle Lage entspannt, dem Pokalspiel am Sonntag dürfte entscheidende Bedeutung zukommen, wie die Saison rückwirkend beurteilt wird. Ein zweites Mal sollte sich die Mannschaft jedenfalls nicht derart chancenlos präsentieren. Schließlich will der FC Bayern mittelfristig die Nummer eins im deutschen Frauenfußball werden. „Wir waren in unserem Plan letzte Saison schon sehr weit. Wir sind mit der Meisterschaft einen sehr großen Schritt gegangen, der zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht geplant war. Jetzt mussten wir einen Rückschlag erleiden. In der entscheidenden Phase der Saison von Corona geschwächt zu werden, ist ein Thema. Aber es gilt auch die Saison zu analysieren, um im nächsten Jahr stärker zurückzukommen“, so Rech.

Die Narben der jüngsten Niederlagen sind noch frisch. Ein Sieg im Pokal würde sicherlich dazu beitragen, diese schneller verheilen zu lassen. „Wir werden am Sonntag ein anderes Gesicht zeigen. Es werden wie immer bei den Spielen gegen Wolfsburg Nuancen entscheiden. Ich bin sehr guter Dinge, dass wir das Spiel gewinnen können. Alle werden alles dafür geben, dass wir den Einzug ins Pokalfinale schaffen“, verspricht Bianca Rech.

CHRISTIAN STÜWE

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