Monte Carlo – Novak Djokovic musste sich vorkommen wie in einem für ihn unvorteilhaften Rollentausch. Plötzlich ging nichts mehr beim Comeback des Weltranglistenersten in Monte Carlo, der Stecker war gezogen. „Mir gefällt es überhaupt nicht, wie es sich im dritten Satz angefühlt hat“, sagte der 34-jährige Serbe konsterniert nach seiner überraschenden Auftaktniederlage beim dritten Masters des Jahres. Er habe sich gefühlt wie ein „Boxer, der in den Seilen hängt“. Alexander Zverev (sein Spiel war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) eröffnet sich damit eine echte Chance.
Statt mit seiner außerordentlichen Physis im Stile des langjährigen Tourdominators den Gegner zu zermürben, blieben für Djokovic nach seiner Rückkehr viele Fragezeichen. „Ich werde mit meinem Team nach den Gründen suchen“, sagte der Perfektionist, der offenbar an einigen Stellschrauben drehen muss.
Djokovic hat die bisher wichtigsten Turniere in dieser Saison aufgrund seiner Impfverweigerung verpasst, und es offenbarte sich beim 3:6, 7:6 (7:5), 1:6 gegen den Spanier Alejandro Davidovich Fokina jedem Zuschauer, dass der 20-malige Grand-Slam-Champion noch ein gutes Stück von seiner Bestform entfernt ist. „Ich konnte die langen Ballwechsel nicht mitgehen“, sagte er nach dem Duell mit der Nummer 46 der Welt. „Mir ging einfach komplett das Benzin aus.“
Der prominente Rückkehrer schwächelt, der Russe Daniil Medwedew und Major-Rekordchampion Rafael Nadal pausieren zum Beginn der Sandplatzsaison verletzt – Zverev bietet sich als aktuellem Weltranglistendritten damit die günstige Gelegenheit, mit einem starken Turnier im Fürstentum im Rennen um die Nummer eins aufzuholen. Der 24-Jährige sollte dazu allerdings weiterkommen als im vergangenen Jahr, damals war im Achtelfinale Schluss.
Djokovic, der zuvor in diesem Jahr einzig in Dubai am Start war und mit seiner Abstinenz in Australien sowie in Indian Wells und Miami viele Punkte einbüßte, wird jeden Stein umdrehen, um schon beim Turnier in der kommenden Woche in seiner Heimat Belgrad einen frischeren, fitteren Eindruck zu hinterlassen. Sein großes Ziel für die Sandplatz-Saison sind die French Open, die am 22. Mai in Paris beginnen. Mit einer erfolgreichen Titelverteidigung würde er nach Grand-Slam-Siegen zu Rafael Nadal aufschließen. „Ich muss die Niederlage akzeptieren und hoffentlich meine Form für Roland Garros aufbauen.“ sid, dpa