München – Am Tag nach dem Champions-League-Aus des FC Bayern gingen Bilder von Julian Nagelmsann (34) um die Welt, die ihn dabei zeigen, wie er barfuß über die Trainingsplätze der Säbener Straße spazierte, obwohl er dies laut eigener Aussage wegen „sehr empfindlicher Fußsohlen“ nur sehr ungern macht. Animiert dazu hatte ihn Teampsychologe Max Pelka (33), um „die unterschiedlichen Untergründe zu spüren, während ich den Kopf frei kriege“. Nagelsmann habe darüber nachgedacht, was die nächsten Maßnahmen nach dem Königsklassen-K.o. sein könnten: „Wenn das Ausscheiden etwas Positives hat, dann ein Stück Eigenverantwortung. Der Fokus liegt darauf, viel zu planen. Wir haben in den vergangenen Wochen bereits viel Zeit damit verbracht, Gespräche zu führen. Jetzt haben wir noch mehr Zeit.“
Und der gebürtige Landsberger hat genaue Vorstellungen, wie er die kommende Saison in Angriff nehmen möchte, wie er vor dem Spiel in Bielefeld am Sonntag (15.30 Uhr, DAZN) verriet: „Wir haben einen Kader, der schon lange zusammenspielt, was grundsätzlich gut ist, weil wir viele bekannte Abläufe haben und die Kabine gut funktioniert.“ Trotzdem sei es irgendwann auch an der Zeit, etwas Neues zu machen. „Gerade wenn etwas nicht so gut läuft, wird auch in der freien Wirtschaft oft Personal getauscht, um frisches Blut reinzubringen.“
Heißt im Klartext: Nagelsmann fordert einen Umbruch! Damit kontert er auch die Kritik von Ex-Bayern-Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge (66), der via „Bild“ erklärte, dass das Ausscheiden nicht an der Kader-Qualität gelegen habe. Gleichzeitig ermahnte er Nagelsmann, ohne dessen Namen zu nennen, sich auf seine Trainer-Kompetenzen zu beschränken: „Dinge wie beispielsweise Vertragsverlängerungen sind Angelegenheit des Vorstands und Aufsichtsrats.“ Doch der Bayern-Trainer denkt nicht dran – und bastelt in Gedanken weiter an der Zukunft. Unterstützung erhält er dabei von Vorstandschef Oliver Kahn (52). Als Nagelsmann am Gründonnerstag auf der Terrasse seiner Muter war, rief ihn Kahn an, um lange mit ihm über den Kader zu sprechen: „Da habe ich meine Ideen angesprochen, wie ich welchen Spieler noch dazu holen würde. Er will da auch ein Bild haben, wie der Trainer denkt.“
Bereits am Mittwoch saß Nagelsmann mit Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) und dem Technischen Direktor Marco Neppe zusammen (35). In der Planung sei der Club schon weit, doch jetzt gehe es um die Umsetzung. „Man hat im Kopf einen klaren Plan mit zum Beispiel drei bis vier Spielern und dann malt man sich seinen Kader und sein System aus und zwei Tage später ändert sich das Bild dann plötzlich wieder“, so Nagelsmann. Was sicher ist: Robert Lewandowski – zuletzt mit Barcelona in Verbindung gebracht – würde er „gerne behalten“, weil er ein „extrem wichtiger Spieler, ist.
Das durch das vorzeitige Aus in DFB-Pokal und Champions League wichtige Transfer-Millionen fehlen, weiß auch Nagelsmann: „Das ist immer eine Gratwanderung. Irgendwann muss man ein wenig ins Risiko gehen und hoffen, dass hinten viel rauskommt.“