Barca und Bayern am Boden

Mehr Märchen, weniger Hass

von Redaktion

MATHIAS MÜLLER

Eintracht-Trainer Oliver Glasner schlitterte bäuchlings durch das Camp Nou. Frankfurt-Fans sorgten in Barcelona für eine Gänsehaut-Atmosphäre. Villarreals Helden tanzten durch die Allianz Arena, während die hoch bezahlten Bayern-Profis in Schockstarre verfielen und man auf der Tribüne vor sich hin grantelte – der Fußball hat in den vergangenen Tagen Szenen erlebt, die sich zu Saisonbeginn wohl niemand hätte vorstellen können.

Die Außenseiter ärgern die Favoriten – und haben auch noch Spaß dabei. „Wir fahren da hin und schlagen die“, hatte Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche vor dem Rückspiel vollmundig angekündigt. Die Mannschaft agierte ähnlich selbstbewusst. Auch das kleine Villarreal, ein Club aus einer Arbeiterstadt mit eher bescheidenen Mitteln, zeigte null Nervosität. Im Gegenteil. Mittelfeldmann Dani Parejo erlaubte sich nach der Partie sogar einen Seitenhieb auf Julian Nagelsmann, dem er fehlenden Respekt unterstellte. „Am Ende des Tages kommt es vor, dass, wenn du nach oben spuckst, es manchmal auf dich selbst zurückfällt.“

Natürlich darf man nun nicht in jedem David-gegen-Goliath-Duell auf ein Märchen hoffen, aber die Partien haben – glücklicherweise – bewiesen, dass selbst in Zeiten einer hyperkapitalistischen Fußballwelt nicht nur das Geld die Tore schießt. Diese Unerschrockenheit dürfen sich die „Kleinen“ für die Zukunft als Vorbild nehmen.

Die hirnverbrannten Kommentare einiger Bayern-„Fans“, Morddrohungen inklusive, die Trainer Nagelsmann in den sozialen Medien über sich ergehen lassen musste, hingegen nicht. Solche Menschen haben keinerlei Daseinsberechtigung im Sportkosmos.

Auch die nun viel umjubelte Adler-Anhängerschaft – zu der auch eine starke Hooligan-Szene zählt – ist hier und da schon negativ aufgefallen. Sie wird sich sicher in Scharen auch wieder zur nächsten Auswärtspartie nach England aufmachen. Das letzte Aufeinandertreffen mit West-Ham-Fans endet im Februar in einer heftigen Straßenschlacht. Hoffentlich bleiben die Chaoten diesmal zu Hause.

Rein sportlich verspricht die Euro League nun viel Spannung. Frankfurt, West Ham United, RB Leipzig und die Glasgow Rangers – einen klaren Favoriten auf den „verdammten Pokal“, aus dem Eintracht-Präsident Peter Fischer „trinken will“, gibt es jetzt nicht mehr.

mathias.mueller@ovb.net

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