Morddrohungen gegen Nagelsmann

von Redaktion

Auch Mutter des Bayern-Trainers und Salihamidzics Familie Ziel von Fan-Hass

VON MANUEL BONKE UND PHLIPP KESSLER

München – Fußball sorgt für Emotionen. Aber was nach dem Viertelfinal-Aus in der Champions League gegen Villarreal auf die Bayern einprasselt, geht deutlich zu weit: Es ist purer Hass. Auf Instagram attackieren Internet-Rowdys die Münchner Verantwortlichen und deren Familien per Privatnachrichten. „Mir ist völlig bewusst, dass man sich Kritik von allen Seiten gefallen lassen muss, wenn man ausscheidet. Mit der Kritik kann ich ganz gut leben, mit den 450 Morddrohungen auf Instagram vielleicht nicht ganz so gut, aber das lese ich zum Glück nicht alles“, so Trainer Julian Nagelsmann (34) am Karfreitag.

Zur Anzeige werde er die Morddrohungen allerdings nicht bringen. „Da werde ich nicht mehr fertig. Die kriege ich eigentlich nach jedem Spiel – egal, ob wir gewinnen oder verlieren“, sagte Nagelsmann vor der Bundesliga-Partie am Sonntag (15.30 Uhr) bei Arminia Bielefeld. „Ich lese tatsächlich nicht viel, sondern ich lösche die ganzen Nachrichten, die dann da reintrudeln.“

Nach dem 1:1 am Dienstag gegen Villarreal erhielt auch die Familie von Sportvorstand Hasan Salihamidzic (45) Morddrohungen auf Instagram. Sohn und Frau wehrten sich, machten die widerlichen Nachrichten auf ihren Profilen teilweise öffentlich. Nagelsmanns nächstes Umfeld wurde ebenfalls attackiert. „Dass mich viele umbringen wollen, ist klar. Aber jetzt schießen sie auch gegen meine Mutter, die mit Fußball und dem Ausscheiden gar nichts am Hut hat“, so Nagelsmann. „Das ist schon ein bisschen wild.“ Wenn der FC Bayern mit einer Dreier- anstatt einer Viererkette in der Abwehr spiele, gebe es mehr Morddrohungen. Wie geht Nagelsmann damit um? „Das ist mir scheißegal. Die Leute sollen schreiben, was sie wollen, und einfach darüber nachdenken, was man da so schreibt. Ich kann es nicht nachvollziehen“, betonte er. „Sobald man den Fernseher ausschaltet, vergessen Leute allen möglichen Anstand und drehen völlig durch. Die denken ja noch, dass sie im Recht sind, das ist das Skurrile.“

Beim FC Bayern haben Mannschaft und Verantwortliche Sicherheitspersonal dabei. „Aber du bewegst dich ja auch als Privatperson. Ich will keinen provozieren, aber es stand noch keiner vor meiner Haustür. Von dem her ist, glaube ich, alles okay“, sagte Nagelsmann.

Artikel 1 von 11