Bayern-Frauen verspielen letzte Titelchance

von Redaktion

1:3-Niederlage im Pokal-Halbfinale – Wolfsburg bleibt die klare Nummer eins in Deutschland

München – Die strahlenden Siegerinnen des VfL Wolfsburg liefen zu ihren Fans, während die Spielerinnen des FC Bayern mit hängenden Köpfen vom Rasen trotteten. Die Szenen, die sich am Sonntagnachmittag unmittelbar nach Abpfiff des DFB-Pokal-Halbfinales im Stadion auf dem Bayern-Campus abspielten, hatten einen hohen Symbolwert. Denn sie spiegelten die derzeitigen Kräfteverhältnisse im deutschen Frauenfußball perfekt wider. Auf der einen Seite die Wölfinnen, die in der entscheidenden Phase der Saison in Bestform sind und sich berechtigte Hoffnungen auf den Gewinn des Triples machen dürfen. Auf der anderen Seite die Bayern-Frauen, die in weniger als drei Wochen alle Titelchancen in Meisterschaft, Pokal und Champions League verspielt haben.

Erklären lässt sich diese Enttäuschung zumindest teilweise mit den enormen personellen Problemen, die die Bayern-Frauen in der entscheidenden Phase der Saison heimsuchten. Sowohl das Rückspiel im Viertelfinale der Champions League bei Paris Saint-Germain wie auch das Bundesliga-Duell mit Wolfsburg musste die Mannschaft aufgrund eines massiven Corona-Ausbruchs mit dem letzten Aufgebot bestreiten. Bei der 1:3-Niederlage gegen den VfL am Sonntag im Pokal fehlte dann auch noch Trainer Jens Scheuer wegen eines positiven Tests.

Torhüterin Laura Benkarth, Marina Hegering und Sydney Lohmann verpassten verletzt fast die ganze Saison, die Ausfälle der Leistungsträgerinnen konnten nicht kompensiert werden. Als alleinige Erklärung für die titellose Saison reichen die Ausfälle aber nicht.

Am Sonntag stand fast der komplette Kader zur Verfügung, die Bayern-Frauen zeigten eine gute und kämpferische Leistung. Aber individuelle Fehler in der Defensive und fehlende Entschlossenheit vor dem gegnerischen Tor kosteten die Mannschaft einmal mehr den Sieg, auch das dritte Duell mit Wolfsburg ging verloren.

„Es ist saubitter“, sagte Kapitänin Lina Magull: „Wir kriegen zu leicht die Gegentore. Der Gegner braucht nicht so viele Chancen. Und wir müssen uns so viele Chancen erarbeiten, um überhaupt ein Tor zu machen. Das müssen wir uns vorwerfen lassen, dass wir effektiver sein müssen.“ Um die großen Spiele zu gewinnen, scheint der Mannschaft noch etwas zu fehlen.

„Wir werden alles analysieren und schauen, ob wir das eine oder andere noch verbessern können, oder wo wir uns anders orientieren können“, kündigte Abteilungsleiterin Karin Danner bei „Sky“ an. Bayern-Präsident Herbert Hainer versprach der Mannschaft die volle Unterstützung des Vereins und kündigte zudem weitere Investitionen an.

Das mittelfristige Ziel ist es, Wolfsburg als Nummer eins im deutschen Frauenfußball abzulösen. Auf dem Weg dahin ist die aktuelle Saison definitiv ein großer Rückschlag.

CHRISTIAN STÜWE

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