Verkatert von der Feier im Camp Nou? Machtwechsel am Rhein? Rettet Boss Boateng die alte Dame?

von Redaktion

Eintracht Frankfurt

Die Bilder ähnelten sich. Auch am Sonntag stand die Mannschaft Eintracht Frankfurts nach Spielende vor der Auswärtskurve und lauschte den frenetischen Sängen der mitgereisten Fans. „Europapokal, Europapokal“ schallte es in der Alten Försterei, dem Stadion von Union Berlin, aus dem Gästeblock. Der riesige Unterschied zur Sause im Camp Nou wenige Tage zuvor und dem Einzug ins Halbfinale der Europa League: Dem 3:2 beim FC Barcelona folgte ein 0:2 beim 1. FC Union Berlin. Nach der großen Feier also der Kater. Auf Platz zehn stehen die Frankfurter in der Bundesliga, nur zwölf Punkte aus den letzten 13 Spielen. „Die Spieler haben alles raus gepresst, was noch drin war, die Zitrone war aber heute leer“, sagte Coach Oliver Glasner. Seine Profis seien physisch und mental nicht in der Lage gewesen, ihre beste Leistung abzurufen. Keine 72 Stunden nach der historischen Fußballnacht an der Costa Brava reichten auch fünf neue Spieler nicht, um Union etwas entgegenzusetzen. Die Eisernen verteidigen Platz sechs, haben schon acht Punkte Vorsprung auf Frankfurt. „Jetzt konzentrieren wir uns mal zwei Tage gar nicht. Das ist auch mal wichtig, um wieder die Kraft zu haben für den Endspurt“, sagte Glasner. Über die Liga werden sich die Frankfurter wohl nicht erneut für das internationale Geschäft qualifizieren. Eine große Chance bleibt trotzdem noch: Wenn die Frankfurter im Halbfinale der Europa League erst West Ham aus dem Weg räumen (Hinspiel am 28.4.) und dann auch das Finale gewinnen, darf die Eintracht in der kommenden Saison sogar in der Champions League starten. Wenn das mal kein Anreiz ist, die Zitrone für ein paar Wochen noch weiter auszupressen …

Rheinderby

Die nächste große Pleite gab es für Borussia Mönchengladbach nach Abpfiff. Wenige Minuten nach Spielende der 1:3-Derbyniederlage gegen den 1. FC Köln stürmten einige Ultras den Vorhof der Geschäftsstelle, wollten die Mannschaft zur Rede stellen. Sogar von einem versuchten Kabinensturm war die Rede. Drei Ordner wurden verletzt, die Polizei griff mit einem Großangebot ein. Gladbach-Trainer Adi Hütter zeigte „Verständnis, dass die Fans enttäuscht sind“. Hütter fand keine Erklärung dafür, „dass wir in einem solch wichtigen Spiel so schnell aus der Bahn geworfen werden“: „Wir können uns nur entschuldigen für unsere Leistung.“

Die Gladbacher werden eine verkorkste Saison im Niemandsland der Tabelle beenden. Anders sieht es beim Erzrivalen aus Köln ein. Erstmals seit der Saison 1989/90 gewannen die Kölner beide Duelle gegen Gladbach – das Hinspiel ging 4:1 für den FC aus. „Das ist einfach eine geile Stimmung. Jetzt können wir auch ein bisschen Kölsch trinken“, sagte Anthony Modeste, der zum achten Mal in dieser Saison das 1:0 für sein Team erzielte – und den FC weiter von Europa (aktuell Platz sieben) träumen lässt. Wie fair Rivalität ablaufen kann, zeigte dann Kölns Trainer Steffen Baumgart, der seine Schiebermütze einem Gladbach-Fan zeigte. Die Kölner laufen Gladbach aktuell davon – auf und neben dem Platz.

Hertha BSC

1:0 – die Hertha feierte einen erlösenden Erfolg im Kellerduell beim FC Augsburg und springt auf einen Nichtabstiegsplatz. Und mittendrin: Der 35-jährige Kevin-Prince Boateng. Boateng ordnete das Spiel der Hertha, warf sich in jeden Zweikampf. „So eine Figur wie Prince haben wir gebraucht. Er hat gezeigt, wie wichtig er für uns ist“, sagte Coach Felix Magath. „Ich sehe doch nicht aus wie ein Spieler, der schon fertig ist“, sagte der Mann des Spiels. Den Ostersonntag genoss Boateng mit seiner Verlobten und Sekt. Verdient.  nms

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