München/Barcelona – Anfang des letzten Viertels kam es zum Schockmoment im Palau Blaugrana, der Arena von Barcelonas Basketballern. Der Münchner Darrun Hilliard krachte mit Roland Smits zusammen – und blieb mit schmerzverzerrtem Blick liegen. Die Teamkollegen um Nick Weiler-Babb und Vladimir Lucic eilten herbei, beugten sich über Hilliard und ahnten vermutlich schon zu dem Zeitpunkt Böses.
Hilliard schleppte sich mit schmerzender Schulter in die Kabine. Eine Untersuchung später im Spital ergab die niederschmetternde Diagnose: Schlüsselbeinbruch. Der 29-Jährige wird wochenlang ausfallen und kann den Bayern im Viertelfinale der Euroleague gegen den großen Favoriten Barcelona nicht mehr helfen. „Du kannst dir diesen Mist nicht ausdenken“, twitterte Hilliard. Gemeinsam mit Teamarzt Sebastian Lappen reist der Guard nach München zurück, um dort operiert zu werden.
67:77 ging das erste Spiel verloren, die Münchner stehen in Partie zwei am heutigen Donnerstag (20 Uhr) schon ordentlich unter Druck. Drei Spiele müssen gewonnen werden, um ins Final Four der Euroleague einzuziehen. Dabei sah es am Dienstagabend vor 7600 spanischen Fans zunächst gut aus. Die Bayern spielten sieben Minuten wie aus einem Guss, verteidigten clever, erarbeiteten sich in der Offensive viele offene Würfe. 22:13 führten die Münchner. Es war der exzellente Start, den sich Coach Andrea Trinchieri erhofft hatte.
Aber Barcelona kam stark zurück, nutzte jeden Fehler von Bayern in der Defensive eiskalt aus: „Wir haben einige Fehler gemacht, die auf diesem Level nicht gehen. Denn mit solchen Fehlern überlebst du hier nicht“, sagte Trinchieri.
Was aber Mut macht: Die Bayern zeigten wie so oft schon Mentalität. Auch den wuchtigen Dunk von Dante Exum im Schlussviertel, der die Bayern-Verteidiger alt aussehen ließ und die lautstarken spanischen Fans weiter anheizte, verarbeiteten die Münchner gut. Vier Minuten vor Schluss kämpfte sich Bayern wieder auf fünf Punkte ran. Doch am Ende war es die individuelle Klasse und die unfassbare Kaderbreite von Barcelona, die in einem umkämpften Spiel den Ausschlag gab.
„Mein Team hätte heute zerschmelzen können, die Atmosphäre hier heute war auch nicht wie gewöhnlich. Doch wir sind zurückgekommen und hatten die Chance, auf zwei heranzukommen für das Momentum“, sagte Trinchieri.
Der 53-Jährige fügte an, man müsse die Verletzung von Hilliard nun erst mal verarbeiten. Den Block, der zur Verletzung des Flügelspielers führte, wollte er sich gar nicht erst ansehen.
Barcelona habe den „Turm bewegt, wie beim Schach“, sagte Trinchieri. Die Bayern müssen nun Lösungen finden, um ein schnelles Schachmatt zu verhindern.
Insgesamt verteilten die Münchner nur neun Assists, leisteten sich zudem 16 Ballverluste. Zusammen mit der fehlenden Effizienz in der Offensive sicher ein Schlüssel für die Niederlage.
„Wir müssen uns jetzt im zweiten Spiel besser zeigen, wieder kämpfen, häufiger gute Aktionen zeigen und wieder hierherkommen und uns erneut mit ihnen messen“, sagte Vladimir Lucic, der mit 20 Punkten ein starkes Spiel lieferte.
Geschäftsführer Marko Pesic kündigte am Mittwoch an: „Wir werden auch für Darrun spielen.“