Weiche und harte Faktoren

Warum wir Freiburg mögen

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Die Bierdusche, die Spieler des SC Freiburg ihrem Trainer Christian Streich live in der ARD verpassten, war gar keine. Zwar sah der Coach reichlich verklebt und verschaumt aus – doch wie eine nähere Betrachtung der Szene zeigte: Seine Jungs hatten ihn mit Wasser übergossen. Womöglich war es eines mit Kohlensäure, aber das dürfte dann schon die einzige Extravaganz gewesen sein. Und gehen wir auch davon aus, dass die Freiburger sich im Bewusstsein um die Knappheit der natürlichen Ressourcen einem ökologischen Ausgleichsprojekt für die Verschwendung von Wasser widmen werden.

In Freiburg geht es zwar auch um Profifußball in seinen mittlerweile aberwitzigen Dimensionen, aber eben doch noch auf die sanfte Art. Selbst seinem juristischen Einspruch neulich in der FC-Bayern-Auswechslungs-Affäre hat der Sport-Club einen nachdenklichen und abwägenden Ton geben können, wie es Robert Habeck nicht besser gelungen wäre. Wahrscheinlich war man im Breisgau sogar froh, dass dem Einspruch seitens des DFB-Sportgerichts nicht stattgegeben wurde und die Wertung einer Niederlage bestehen blieb. Für die drei Punkte hätte sich Freiburg sonst so geschämt, dass es sie gespendet hätte.

Natürlich spielt Freiburg mit seinem Image, anders zu sein als die meisten Bundesliga-Konkurrenten. Doch der SC hebt sich nicht nur in den weichen Faktoren ab. Er lebt Kontinuität in der sportlichen Führung und im Management vor, er setzt mehr Vertrauen in, hat länger Geduld mit seinen Nachwuchsspielern, und er gerät nicht in Panik, wenn ihm die Besten weggekauft werden. Von einst Max Kruse bis demnächst Nico Schlotterbeck – Christian Streich wird wohl einen Weg finden, sie zu ersetzen. So wie er Matthias Ginter, Robin Koch und Luca Waldschmidt hat ersetzen können. All die genannten plus Nils Petersen und Christian Günter sind unter ihm zu Nationalspielern geworden.

Trotz der guten Arbeit ist Freiburg kein Titelverein. In dieser Saison im DFB-Pokal geht jedoch ein Fenster auf. Es wäre willkommen und gerecht, würde die Eintönigkeit im deutschen Fußball an dieser Stelle unterbrochen und beim Pokalfinale in Berlin der SC Freiburg feiern. Mit Wasser! Sicher sind die Spieler schon dabei, Regenwasser zu sammeln, das sie vor dem großen Endspiel in Mehrwegflaschen umfüllen.

Guenter.Klein@ovb.net

Artikel 1 von 11