Von Streich bis zu den Bayern

Ein Hoch auf den Ein-Jahres-Vertrag

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Es ist mal an der Zeit, jemanden zu loben, der derzeit im Fußball gar nicht aktiv, sondern Privatier ist: Armin Veh. Ob nun als Trainer oder Manager – zuletzt hat er immer nur Ein-Jahres-Verträge abgeschlossen. Vielleicht war der Antrieb, einem Arbeitgeber im Falle einer Trennung langfristige Kosten zu ersparen, schwächer als der eigene Drang nach Freiheit, Ungebundenheit – doch Veh scheint es auf seinem Weg gut gegangen zu sein. Es gibt wenige Menschen in diesem aufgeregten Business, die eine Gelassenheit wie der Augsburger ausstrahlen. Noch ein Job – kann, muss aber nicht. Er hat ja auch Familie, ein Haus, einen Hund, einen Lieblingsitaliener, und ab und zu geht er in den „Doppelpass“ und hat Spaß.

Wer es Armin Veh gleich tut – halt mit mehr Konstanz im Leben: Christian Streich. Auch Freiburgs Trainer verlängert grundsätzlich um ein Jahr. Sollte er sein Sport-Club-Biotop einmal verlassen wollen, wird dies sauber und ohne den Vorwurf, etwas schuldig zu sein, geschehen können; und falls der Verein sich anders orientieren wollte, wird man nicht mit den Rechtsanwälten zusammen kommen, eine Abfindung aushandeln und einander gram sein müssen.

Schon klar: Um auf das Modell des Ein-Jahres-Vertrags einzugehen (oder es dem Club anzubieten), muss man sich in seiner Karriere eine starke Position erarbeitet haben – und gleichzeitig noch auf dem Markt gefragt sein. Gerade für reifere Spieler könnten die kurz getakteten Vertragslaufzeiten ihren Reiz entfalten. Der Verein braucht nicht zu befürchten, einen Spieler noch opulent bezahlen zu müssen, wenn in drei Jahren der körperliche Verfall eingetreten sein wird, der Spieler kann für die überschaubare Dauer eines Jahres schon noch gut was fordern – und vielleicht in zwölf Monaten wieder. Außerdem bekommt er den Trumpf der Ablösefreiheit in die Hände, falls sich andernorts was Reizvolles auftut.

Manuel Neuer und Thomas Müller sollen nun auch in diese Richtung denken, wenn sie die beim FC Bayern 2023 auslaufenden Verträge nur bis 2024 verlängern (wodurch es de facto Zwei-Jahres-Verträge sind, aber keine Fünf-Jahres-Monster mehr). Dass die beiden weggehen würden, glaubt ihnen ja eh keiner. Neuer hat sich ein Leben am Tegernsee eingerichtet, und Müller kann nicht so einfach weg von seinem Hof und den Pferden.

Ein-Jahres-Verträge sind die ehrlichsten. Und das Statussymbol derer, die alles erreicht haben.

Guenter.Klein@ovb.net

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