Läuft den Löwen das nächste Talent davon?

von Redaktion

Vertragsverhandlungen mit Niklas Lang ins Stocken geraten – Transfer-Vorbild Unterhaching

VON LUDWIG KRAMMER

München – Es ist das Schreckensszenario jedes Ausbildungsvereins: der Weggang von Talenten, die über Jahre auf Profiniveau gebracht wurden – um schließlich ohne (nennenswerte) Ablösezahlungen andernorts anzuheuern. Beim TSV 1860, dessen Geschäftsmodell zu einem wesentlichen Teil auf Transfers fußt, gibt es einige Negativbeispiele – von Julian Baumgartlinger bis Lino Tempelmann, von Manuel Schäffler über Noel Niemann bis Leon Klassen. Wobei der jüngste Fall des Deutsch-Russen einen extraherben Nachgeschmack hatte, schließlich wechselte Klassen im Sommer 2021 ablösefrei aus Giesing zur WSG Tirol, ehe er ein halbes Jahr später für stattliche 900 000 Euro zu Spartak Moskau weiterzog.

Nun droht den Löwen erneut ein Talent für umsonst abhandenzukommen. Niklas Lang, 19-jähriger Innenverteidiger aus Starnberg, steht in Verhandlungen über eine Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrags. Und wie jüngst zu hören war, sollen die Gespräche ziemlich ins Stocken geraten sein. Die Gehaltsvorstellungen lägen zu weit auseinander, heißt es im Verein.

Andererseits benötigen die Löwen einen Ersatz für den scheidenden Stephan Salger (zum 1. FC Köln II). Zwei ablösefreie Abgänge von Dennis Dressel (zum FC St. Pauli?) und Lang, für den sich niederländische und österreichische Clubs interessieren, wären angesichts der chronisch angespannten Finanzlage bei 1860 kaum zu vermitteln.

Entsprechend unter Druck steht Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Der Österreicher wird von der Investorenseite mit Argusaugen beobachtet und braucht Erfolgsmeldungen, um die internen Diskussionen zu beruhigen. Ob die nach dem Aufstiegs-Aus gegen den VfL Osnabrück (2:3-Niederlage) gegebene Planungssicherheit als Drittliga-Club die Prozesse beschleunigt?

Transfererlöse erzielten die Löwen zuletzt in der Saison 2019/20 durch die Weiterverkaufs-Beteiligungen an Felix Uduokhai, Julian Weigl und Marin Pongracic. Insgesamt 3,4 Millionen Euro flossen seinerzeit in die blauen Kassen. Eine Größenordnung, die so bald nicht mehr zu erreichen sein wird.

Als Transfer-Vorbild für die Profi-KGaA der Sechziger kann die SpVgg Unterhaching dienen. Die Verkäufe von Stürmer Karim Adeyemi und Keeper Nico Mantl nach Salzburg brachten dem Regionalligisten um Präsident Manni Schwabl insgesamt 5,35 Millionen Euro ein. Bei DFB-Nationalspieler Adeyemi werden die Hachinger dank Schwabls Verhandlungsgeschick zudem 22,5 Prozent der künftigen Ablösen kassieren – würde bei kolportierten 35 Millionen Euro, die Borussia Dortmund angeblich zu zahlen bereit ist, also knapp acht Millionen Euro ausmachen.

Geld, mit dem sich ein üppiges Regionalliga-Budget bestreiten ließe. Und auch ein mehr als konkurrenzfähiger Drittliga-Etat.

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