U 23-Regel und Extraspieler

von Redaktion

Warum der EHC nicht seine beste Aufstellung aufs Eis bringen kann

VON GÜNTER KLEIN

München – 5:1 gewonnen zum Auftakt der Halbfinalserie, gegen Wolfsburg, ein Team, dem man in der Hauptrunde der Deutschen Eishockey Liga (DEL) viermal unterlegen war – Zufriedenheit leuchtete aus dem von einem grauen Playoff-Bart umrandeten Gesicht von Münchens Trainer Don Jackson, als er sagte: „Das ist ein großer Sieg.“ Sein Kollege, Mike Stewart von den Grizzlys Wolfsburg, musste eingestehen: „Im Lauf der Partie hat man gespürt, es war nicht unser Abend.“

Was das für das zweite Match der Best-of-Five-Serie an diesem Freitag (19.30 Uhr) in Wolfsburg bedeutet? Nicht viel. Stewart blieb unaufgeregt, er wusste um die besonderen Umstände des ersten Spiels: Seine Mannschaft hatte zwei Tage zuvor noch gar nicht gewusst, ob sie das Halbfinale überhaupt erreichen würde, am Ostermontag musste sie erst im entscheidenden fünften Viertelfinale Bremerhaven aus dem Weg räumen. Auf dieses emotionale Hoch in eigener Halle folgte ein erklärbares Tief in München. Verteidiger Björn Krupp: „Manchmal ist es ein Vorteil in den Playoffs, wenn man den Schwung mitnehmen kann, doch wir waren nicht so bereit.“ Sein Versprechen: „Im nächsten Spiel geben wir aber alles.“

Eine Chance für Wolfsburg besteht darin, dass der EHC München zwar seinen kompletten Kader zur Verfügung hat (ausgenommen den seit Monaten verletzten Abwehrspieler Nico Appendino), Don Jackson aber nicht seine beste Aufstellung aufs Eis schicken kann. Es ist eine Folge der U-23-Regelung in der DEL. 21 Cracks darf ein Team nur aufbieten, wenn unter ihnen drei Spieler dieser jüngeren Alterskategorie sind. Pro U-23-Vertreter weniger muss eine Stelle frei bleiben.

Das mit Salzburg betriebene Münchner Nachwuchsprogramm ist im Normalfall stark genug, um die drei Plätze hochwertig zu füllen – doch am Mittwoch musste Don Jackson auch auf Kräfte zurückgreifen, die für die wichtigste Phase der Saison nicht erste Wahl wären. Da Julian Lutz (18) sich auf die am Samstag beginnende U 18-WM vorbereitet und Maksymilian Szuber (19) von der Liga wegen eines schweren Fouls zuletzt gegen Düsseldorf für den Halbfinal-Auftakt gesperrt war, rückten Filip Varejcka und Bastian Eckl (beide 21) ins Team. Die dritte U 23-Position nahm Justin Schütz (21) ein – er ist gesetzt.

Auf die Tribüne mussten zwei Verteidiger: Yannic Seidenberg (38) und Andrew O’Brien (29), der in der ersten Begegnung mit Düsseldorf zwei Tore geschossen hatte. Auch Konrad Abeltshauser (29) und Andrew Mac William (32) hatten in den Playoffs schon aussetzen müssen. Gemischte Folgen aus der U 23-Regelung und einer Kaderstruktur, die in dieser Saison eine besondere ist, wie Don Jackson erklärt: Wir hatten Covid, Verletzungen, die Belastung durch Olympia – daher hat Christian (Winkler, der Sportdirektor, d. Red.) dafür gesorgt, dass wir nicht zu wenige Leute haben. Deshalb haben wir O’Brien geholt. Nun sind alle fit, und wir haben diese Extraspieler.“

Im achten Jahr arbeitet Jackson in München, die Gespräche, die er derzeit führen muss, sind „nicht leicht“. Seidenberg spielt seit 21 Jahren DEL, er ist ein Gesicht der Liga und des Clubs. Jackson sagt: „Er ist ein Profi, er versteht die Dinge – aber für die Betroffenen ist die Situation hart.“

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