1:6 – aber es tut nicht weh

von Redaktion

Eishockey-Testländerspiele: Von müde bis „brutal fertig“

Rosenheim – Es ist noch April, doch wenn Deutsche und Schweizer im Eishockey aufeinandertreffen, sprechen sie schon über den 24. Mai. Dann werden sie bei der WM in Finnland gegeneinander antreten, es ist ihr siebtes und letztes Vorrundenspiel, womöglich wird es um die Qualifikation fürs Viertelfinale gehen und sich entscheiden, ob das WM-Turnier als Erfolg zu werten ist – für die eine Seite oder die andere.

Lars Weibel war ein großer Spieler in der Schweiz, jetzt ist er General Manager der Nationalmannschaft und räumt ein, dass es sein Land getroffen hat, dass es in der Hierarchie des Welteishockeys hinter den Deutschen steht. Vor allem wegen des bei der WM 2021 in Riga im Penaltyschießen verlorenen Viertelfinals gegen die deutsche Auswahl sei man „in die Analyse gegangen“. Das Thema seitdem lautet: „Energie-Management. Uns fehlt wenig, aber die Fitness muss top sein und für 60, besser 80 Minuten reichen.“

Bei den zwei Testspielen gegen Deutschland in Rosenheim wollte man die Entwicklung überprüfen. Donnerstagabend, Samstagnachmittag – und ja: Die Schweiz verkraftete den Rhythmus, in dem auch bei der WM gespielt werden wird, besser: Auf die 2:4-Niederlage ließ sie einen 6:1-Sieg folgen. Der nie gefährdet war: 2:0-Führung nach zwei Dritteln, vier Tore vom 3:1 bis 6:1 binnen 4:08 Minuten. „Da waren wir eingeschlafen“, meinte der Ingolstädter Mirko Höfflin.

Man dämmert weg, wenn man müde ist – und das war bei der deutschen Mannschaft der Fall. Sie steckt in einer Phase der Vorbereitung, in der so hart trainiert wird, als stünde sie am Anfang der Saison; zweimal täglich geht es aufs Eis. Bei manchen Spielern kommt dazu, dass sie neu im internationalen Geschäft sind und erst ihre Erfahrungen auf diesem Niveau machen müssen. Über die „Intensität in den Zweikämpfen“ staunte Alexander Ehl von der Düsseldorfer EG; der gebürtige Landshuter, 22, durfte sich wenigstens über sein Tor freuen. „Ich bin brutal fertig“, gestand Mario Zimmermann, 20, der zu seiner eigenen Überraschung nach gerade mal 31 DEL-Auftritten mit Straubing in die Nationalmannschaft berufen worden war. Er wurde bei seinem Debüt als bester deutscher Spieler ausgezeichnet, Bundestrainer Toni Söderholm lobte, „dass er seine spielerischen Fähigkeiten gut rübergebracht hat“.

Frage an Söderholm: Schmerzt ein 1:6? Er sagt: „Nein“ und lässt dieses Wort bis zur Nachfrage im Raum stehen. „Ich habe auch gute Sachen gesehen“, meint der Finne. Und er weiß: Sein Team ist noch nicht annähernd die WM-Mannschaft, es kommen Spieler aus den DEL-Playoffs dazu und aus der NHL Torhüter Philipp Grubauer (Seattle), Verteidiger Moritz Seider (Detroit) und Stürmer Tim Stützle (Ottawa). Dass er seinen Weltklassemann Grubauer noch gar nicht offiziell eingeladen hat, obwohl der bereits von seiner Flugbuchung erzählte, ist der Running Gag rund ums deutsche Team. „Torhüter reden viel“, sagt Söderholm. GÜNTER KLEIN

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